"Heimat isch dort, wo oi m d Leut so gut verstehn, dass mer manchmol scho beim Schwätze merkt, s wäre besser g wese, mer hätt s Maul g halte."
„Uns Badenern hat Harald Hurst ein Stück Identität und Selbstbewusstsein gegeben. Ich habe einen meiner besten Freunde verloren. Wir Badener einen Teil unserer Seele.“ So steht es im Nachruf von Matthias Kehle auf der Homepage unter Meldungen/lesugen der Klappe auf. Ja, Harald Hurst (Foto: Burkhard Riegel) hat die Mundart dieser Region literarisch geadelt - mit Humor, Einfühlungsvermögen, Beobachtungsgabe und Bescheidenheit.
Seine Lesungen waren immer besonders hörenswert, wie man sich - wenn man nie diesen Genuss nie selbst erlebt hat - auf seinen CDs selbst überzeugen kann. Zusammen mit Kuno Bärenbold, Axel Fischer und René Egles trat er in Kneipen, im Jubez und bei vielen großen und kleinen Veranstaltungen auf. 1993 bekam er den Thaddäus-Troll-Preis, wurde 1994 „Badener des Jahres und ab 1997 begeisterte er gemeinsam mit Gunzi Heil das Publikum - unter anderem im Tollhaus, bei der Badisch Bühn oder als Höhepunkt beim „Feschd uff m Hügel“ in der Günther-Klotz-Anlage - wie ein Popstar - vor 30.000 Menschen. Und immer stand auch ein Gläschen Wein neben ihm auf dem Lesetisch - denn das gehörte einfach dazu.
Auch sein Theaterstück „Fuffzich“ war sehr erfolgreich und wurde jahrelang im Sandkorn gespielt.
Nur wenige Tage vor seinem Tod vollendete er sein letztes Projekt. Der Fotograf Burkhard Riegels ging mit ihm zu den Stationen seines Lebens und porträtierte ihn dort. Im Karlsruher Dörfle, wo er aufgewachsen ist, zusammen mit Gunzi, bei seinem Freund und Wegbegleiter René Egles im Elsass, in seiner Ettlinger Wohnung, mit seinem Sohn Pablo.
Das Buch „Harald Hurst - Flaneur“ wird im September beim Verlag Regionalkultur erscheinen, herausgegeben von seinem Freund und Verleger Michael Kohler, dem er von seinem ersten Buch an die Treue hielt. Es ist ein Rückblick und ein Abschied von einem bewegten Leben, das unstet begann. Hurst fuhr mit 16 zur See, holte mit 25 sein Abitur nach, wurde Lehrer, hauste in Wohngemeinschaften oder im Zelt am Grötzinger Baggersee. „Es hat nicht viel gefehlt, und ich wäre Penner geworden“, sagte er einmal in einem Interview. Die letzten Jahre verbrachte er zurückgezogen, flanierte durch Ettlingen oder saß mit Bekannten und Freunden in oder vor seinem Lieblingscafé. Harald Hurst war „D Accord mit de Welt“, so auch der Titel seines letzten Buches.
Es trauern alle Klappe-auf-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter