Gerne hat man sie vergessen, die DDR. Nur einige Ostalgiker erinnern sich an die grau-güldenen Zeiten des real-existierenden Sozialismus. Harald Hausmann, der politisch am heftigsten bekämpfte Fotograf der DDR und Lutz Rathenow, ebenso leidenschaftlich verfolgter Schriftsteller, haben nun gemeinsam den bereits mehrfach prämierten Bildband Gewendet veröffentlicht mit Fotos und Texten vor und nach dem Mauerfall, von den Achtziger Jahren bis 2005. Beide sind also unverdächtig, Ostalgiker zu sein. Die amüsant-lakonische Kommentierung nachdenklich machender und witziger Schwarz-Weiß-Fotos, offenbart vor allem eines: Die Zerstörungswut nach der Wende, der gleichzeitige Verlust von Architektur und Wärme, die protzige Wirkung von Geld, die in manchen Berliner Stadtvierteln gelegentlich anarchisch konterkariert wird. Fakten sind eine gute Medizin bei DDR-Entzugserscheinungen, schreibt Rathenow. Ein paar Seiten weiter steht des Foto eines mit Trink-Fix-Dosen überfüllten Schaufensters gegenüber dem gleichen Schaufenster voller Designer-Uhren. Mitunter erscheint die Gegenüberstellung doch ein wenig nostalgisch, selbst im Negativen, denn was ist ein üblerer Auswuchs sozialer Realität: Ein harmloser Jugendlicher, der von einem Volkspolizist kontrolliert wird oder prügelnde Fußballfans´ maske
> Jaron Verlag, 122 Seiten, 19,90 Euro.