Im Juni vor 25 Jahren öffnete der Singer und Songwriter Paul "Scruffy" Burke in der Karlstraße 4 seinen Pub, der zuvor eine Kneipe namens Nilpferd beherbergt hatte. Noch heute zeugt hiervon der als Dickhäuter geformte Holzgriff, mit dessen Hilfe sich die Tür zum Scruffys öffnet. Burke selbst bezeichnet ihn gerne als „probably the darkest Irish Pub in the world“, ein Webmagazin beschrieb ihn als "one of the friendliest places in the world". Vom 19. bis zum 22. September feiert Burke mit seinem Team das Jubiläum mit einen Birthday Weekend, bei dem natürlich auch ein Auftritt seiner eigenen Band The Krusty Moors nicht fehlen darf. Klappe Auf unterhielt sich mit dem 51-Jährigen, der nunmehr knapp die Hälfte seines Lebens das Wohnzimmer als öffentliche Einrichtung pflegt. Hier hat er vor 15 Jahren seine Frau Jenny kennen gelernt, ohne die er den Pub nicht so lange hätte halten können. Ebenso wenig ohne sein Team, das so etwas wie Familie ist und teilweise auch bei den Krusty Moors mitspielt.
In praktisch jeder noch so kleinen Stadt gibt es neben einem italienischen Restaurant auch einen Irish Pub. Was ist denn das so besonders an einer irischen Kneipe?
Paul "Scruffy" Burke: Der Pub ist ein guter Treffpunkt für Menschen von überall her, und zwar jeden Alters. Die Musik verbindet die Menschen und hier entwickeln sich viele Freundschaften. Viele Ehen sind hier entstanden, die viele åKinder hervorbrachten. Viele Ehen sind allerdings auch kaputt gegangen.
Und was ist das Besondere an Scruffys Pub?
Burke: Ich versuche hier die Art von Pub zu erhalten, den ich noch aus den 1980er Jahren aus meiner Heimat in Erinnerung habe: Immer voll, immer lustig und immer mit Musik. Diese Pubs waren stets mitten in der Stadt. Viele Kneipen haben sich sebst in Irland heute in Richtung Restaurant verlagert. Bei uns gibt es hingegen kein Internet, kein großes Essen, sondern in erster Linie Bier und Musik. Ganz einfach und entspannt.
War das immer schon Dein Traum, einen solchen Pub zu führen?
Burke: Ja, Musik und Kneipe waren für mich immer schon ein Traum. Als Musiker war ich so viel in Kneipen, dass ich irgendwann dachte, ich könnte auch selbst eine Kneipe aufmachen.
Wie bist Du Musiker geworden?
Burke: Als Kind habe ich Klavier gespielt. Meine Mutter hat auch Klavier gespielt und mein Vater war Musiker. Wenn ich als Kind am einschlafen war, hat er immer im Stockwerk drunter geübt, und so bin ich bei Akkordeon- oder Saxofonmusik eingeschlafen. Wenn man in einem Haus mit Musikern aufwächst, ist es glaube ich ganz normal, selbst Musiker zu werden. Auch meine Kinder machen beide Musik.
Wenn Du als Ire Musiker wirst, steht dann immer der Folk im Vordergrund?
Burke: Klar ist der Folk mit seinen schönen Texten und Melodien von großer Bedeutung. Ich mag aber auch Punk, Rock und Reggae und versuche in meiner Musik viele Einflüsse miteinander zu verbinden.
Wie bist Du denn nach Karlsruhe gekommen?
Burke: Ich hatte eine Freundin an der Uni gehabt, die ging nach Karlsruhe. Ich sagte, ich werde Dich besuchen kommen. Sie meinte, das sagen alle, aber niemand macht das dann. Ich habs gemacht. Mit einem one way ticket.
Wie ist denn Karlsruhe für Dich?
Burke: Karlsruhe ist eine sehr angenehme Stadt, es gibt sehr viel Natur. In wenigen Minuten bist Du im Wald. Es ist super für Kinder, und auch wenn es sich in jüngere Zeit etwas verändert hat, ist es hier immer noch unglaublich sicher.
Wie fühlst Du Dich momentan in Deutschland?
Burke: Der Rechtsruck ist definitiv beunruhigend. Aber ich hoffe, dass die Leite schließlich doch vernünftig im Kopf sind und es nicht schlimmer wird. Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Bist Du häufig in Irland?
Burke: Zum Sommerurlaub und dann meistens noch einmal im Jahr. Es hat sich viel verändert dort, seit ich 1992 nach Deutschland kam. Damals herrschte große Arbeitslosigkeit. Seither ist dort viel positives passiert, auch wenn sich die Kneipenkultur verändert hat, der Spaß verschwunden ist und es jetzt mehr in Richtung Restaurant geht. Rauchverbot und Corona haben für die Kneipen viel verändert und viele Lokale zum Aufgeben gezwungen. Aber ich bin glücklich hier, denn ich lebe hier einerseits in Karlsruhe und andererseits in einem Stück Irland aus meinen Kindheitserinnerungen, das ich mir hier in meinem Pub erhalte.
Haben Scruffys Rauchverbot und Corona nachhaltig geschadet?
Burke: Am Anfang dachte ich, dass das Rauchverbot schade, aber bald kamen viele neue Leute zu uns, die zuvor durch den Qualm abgeschreckt wurden. Während Corona haben wir viel Zeit investiert, den Pub zu renovieren, zu putzen und auszumisten. Als wir wieder öffnen konnten, hatten die Leute erst gar nicht gemerkt, was sich so verändert hatte, haben sich aber sehr wohl gefühlt. Und richtig toll ist, dass wir seither eine Terrasse haben, durch die wir auch sehr viele neue Gäste gewonnen haben. Manchmal ist es hier wie in einem Bahnhof und viele Gäste der Stadt schauen hier vorbei. Ein großer Teil unseres Publikums aber sind Stammgäste, die zwei bis drei Mal die Woche hier sind und sich alle von 19 bis 90 Jahren mit Namen kennen und ins Gespräch kommen.
> Scruffy´s Irish Pub, Karlstraße 4, Karlsruhe