Gabriele Tergits Familiensaga Effingers schildert ein weites Panorama von 1878 bis 1948, beginnend im kleinstädtischen süddeutschen Handwerkermilieu über die von Fortschrittsoptimismus geprägte Gründerzeit in Berlin bis zur brutalen Entrechtung der jüdischen Familie. Deren gesellschaftlicher Aufstieg, exemplarisch für das liberale jüdische Großbürgertum des ausgehenden Deutschen Reichs und der frühen Weimarer Republik, endet im mordenden Naziregime.

Atmosphärisch dicht und einfühlsam schildert Tergit Schicksal, Zeit- und Lebensumstände der Familie über vier Generationen hinweg. Tergit selbst war 1933 vor dem Naziregime geflohen. „Ich roch, dass so ein gewaltiger Hass, wenn freigegeben, zu Mord führen musste“, sagte sie später. Ihr 1951 veröffentlichter Roman blieb bis zur lobenswerten Neuauflage 2019 weitgehend unbeachtet. Die nun zu sehende Premiere der Bühnenfassung am Badischen Staatstheater stammt von Ronny Jakubaschk – der dort bereits Bertolt Brechts Leben des Galilei inszeniert hat – und von Hauke Pockrandt.

> Badisches Staatstheater Karlsruhe, Hermann Levi Platz 1, Karlsruhe,