Die Geschichte ihrer mythischen Verwandlung ist noch unerzählt. Ihr Geheimnis tragen diese Mischwesen als formgewordene Spuren am hölzernen Leib. Vogelwesen, deren Füße in großen bunten Schuhen stecken, ein Löwenmädchen, aus dessen Menschenhänden Schmetterlinge wachsen als wären sie eine Strickarbeit, eine beinlose Schildkröte mit überlangem Hals und menschlichem Gesicht. Einerlei, ob sich in den aufgerissenen Augen der schrillen Kürbisköpfe ein ungenannter Schrecken spiegelt oder ob die Kinderfiguren ihre Gesichtszüge hinter kalkweißen Masken verstecken - das Verborgene sorgt hier für Irritation. Ilona Herreiner hat die mal ironisierend-skurrilen, mal beunruhigend in sich gekehrten Wesen aus Holz geschaffen. Der Werkstoff zeigt deutlich seine Eigenheiten: eine rauh splitternde Oberflächenstruktur, Astlöcher und Risse. Die Bildhauerin bemalt das Holz mit Farbe, sparsam und akzentuiert, sie beklebt es mit Stoff, schlägt Nägel ein, um Knöpfe als Augen zu befestigen und lässt den Arbeitsweg von Kettensäge und Axt sichtbar. Die 1970 in Bayern geborene Ilona Herreiner ließ sich zunächst an der Fachschule in Berchtesgaden zur Holzbildhauerin ausbilden und besuchte anschließend die Karlsruher Kunstakademie, wo sie ihr Studium 2006 als Meisterschülerin von John Bock abschloss. Ilona Herreiner lebt und arbeit in Karslruhe. afr
Ilona Herreiner in der Ausstellungsreihe „Ateliereinblicke“ der EnBW Baden-Württemberg, Durlacher Allee 93, Karlsruhe, bis 23. März - Mo bis Fr (außer an Feiertagen) von 10 bis 18 Uhr.