22. Internationale Filmfestspiele Karlsruhe
„Das ist ein großartiges Gefühl“, freut sich Festivalleiter Dr. Oliver Langwitz über die Rückkehr zur Normalität. „Unser ganzes Team, das über ein Jahr lang ehrenamtlich das Festival geplant hat, freut sich schon sehr auf die vielen filmischen Begegnungen vor Ort im Kino und wir hoffen, dass wir viele unserer Stammgäste, aber auch viele neue Filmfans ins Kino zu den Independent Days ziehen können. Unser diesjähriges Programm - wie immer - ist facettenreich, originell, eckt mit vielen seiner oft kontroversen und zeitaktuellen Themen an, bleibt aber stets äußerst unterhaltsam. Ich denke, unsere Begeisterung und Leidenschaft für das unabhängige Arthouse-Kino wird darin deutlich und wir sind sehr erwartungsvoll, dass uns dies durch einen großen Publikumszuspruch goutiert wird. Besonders freut es mich persönlich, dass endlich auch wieder Filmschaffende aus der ganzen Welt angereist kommen können, um ihre Werke persönlich dem Publikum vorzustellen. Denn das ist ja das Besondere: das gemeinsame Erleben von Filmen auf großer Leinwand in bester Qualität und die anschließenden Diskussionen über das Gesehene.“
Nach Jahren der Einschränkung durch die Pandemie findet das beliebte Kurzfilmfestival in diesem Jahr endlich wieder zur gewohnten Zeit am bekannten Ort statt, Hauptspielstätte wird wie vor Corona wieder die Schauburg in der Südstadt sein, deren Flair schon immer zum Gelingen des Festivals mit beitrug, die Moderation werden u.a. wieder Nadine Knobloch und Dr. Oliver Langewitz übernehmen. Von Mittwoch, den 19. April bis Sonntag 23. April werden 123 Filme aus 36 Ländern gezeigt - Kurzfilme ohne Budget, Kurzfilme mit etwas größerem Budget und auch einige längere Filme. Hauptsache unabhängig und jenseits des Mainstreams. Es gibt Animationsfilm-Programme, ein Kurzfilmblock setzt sich mit neuen filmischen Strömungen aus dem frankophonen Sprachraum auseinander und zusammen mit der Wirtschaftsförderung Karlsruhe werden Filmprogramme aus Afrika und Indien gezeigt. Darüber hinaus gibt es auch politische Programme, wie das Kurzfilmprogramm mit Arbeiten von ukrainischen Filmschaffenden, die zum Teil aufgrund des russischen Angriffskriegs aus ihrer Heimat fliehen mussten sowie Filme aus dem Iran, deren Regisseure mitunter nicht anreisen können, weil sie inzwischen vom Regime im Iran inhaftiert wurden.
Das Festival startet mit dem japanischen Langfilm „Ring Wandering“ von Masakazu Kaneko, der in der Schauburg im japanischen Original mit englischen Untertiteln gezeigt wird und der von einem jungen Mann erzählt, der Mangazeichner werden will und dabei auf viele Geheimnisse stößt (19.04./14:30). Die Opening Shorts geben einen Überblick über das aktuelle Geschehen in der unabhängigen Filmszene rund um den Globus und belegen deren unerschöpfliche Kreativität. Zu sehen ist u.a. der 11-minütige deutsche Kurzfilm „Pizza D´Amour“, in dem eine Pizzalieferantin mit der sexuellen Abenteuerlust ihrer Eltern konfrontiert wird (19.04./16:45 Uhr). Im Anschluss an die Opening Shorts findet in der Lounge ein Sektempfang statt.
Persönliche Tragödien, folgenschwere Begegnungen, gesundheitliche Tiefschläge oder überzogene Erwartungen prägen den folgenden Programmblock, bei dem das Publikum entscheiden kann, welcher der Beiträge ins Finale für den mit 1. 500 Euro dotierten Filmpreis der Stadt Karlsruhe kommt. Ins Rennen geht der iranische Kurzfilm „Suite Night“, der hier seine Deutschlandpremiere feiert und ein brisantes politischen Thema behandelt: Raha rettete ihre Freundin Yasi vor der Vergewaltigung, indem sie deren Peiniger tötete. Nun blickt sie deswegen der Hinrichtung entgegen. Yasi lässt nichts unversucht, um die Vollstreckung des Todesurteils in letzter Minute abzuwenden (19.04./19:00 Uhr). Unauflöslich scheinende Liebe, innere Stärke und intensive Verbundenheit. Kalte Distanz, tiefe Verunsicherung oder gar Hass: „Hate and Passion“ lautet das Motto des zweiten Programmblocks des Publikumpreises (19.04./21:15 Uhr).
Es herrscht Krieg. Mitten in Europa. Wegschauen darf keine Option sein – denn jedes verlorene Menschenleben ist eines zu viel. Der Programmblock „Fighting For Freedom“ bietet einen filmischen Blick in die Ukraine. Dort erzählt u.a. der 32-minütige Film „Lost Hopes“ von Nadya und Mihaylo, einem Paar mittleren Alters, das aus der ostukrainischen Metropole Donezk geflohen ist und in ihrem neuen Zuhause auf die traurige Geschichte einer vereinsamten Frau und deren bewegenden letzten Willen stößt (20.04./12:30 Uhr).
Danach sind Kurzfilme für Kids zu sehen, wie „Hund“ aus Großbritannien: Als die Scheidung seiner Eltern seine Welt zum Einsturz bringt, versucht ein kleiner Junge verzweifelt, sich an seinen besten Freund zu klammern – seinen Hund (20.04./14:30 Uhr).
Beim dem darauffolgenden Feature ist neben einigen Kurzfilmen der Spielfilm „To Cut A Long Story Short“ von Minh Anh Nguyen zu sehen, eine Produktion der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe - eine Parabel auf die Unausweichlichkeit und die Ausweglosigkeit der sentimentalen Liebe (20.04./16:45 Uhr).
Das ist nur ein kurze Auswahl, auch die folgenden Tage bieten viele interessante Einblicke in das internationale unabhängige Filmschaffen.
Dazu gibt es endlich auch wieder ein Rahmenprogramm, dessen Höhepunkt sicherlich der Vortrag des für „Blade Runner 2049“ und „Dune“ Oscar-prämierten Gerd Nefzer ist, der im Vortragssaal der Badischen Landesbibliothek über seine Arbeit als Special Effects-Artist berichten wird (22.04./14:00 Uhr).
Auf der „Award Gala“ (22.04./21:15 Uhr) werden 4 Filmpreise im Wert von 23.000 Euro verliehen, darunter der beim Publikum besonders beliebte Filmpreis der Stadt Karlsruhe, der vom Schirmherrn des Festivals, dem Karlsruher Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup, überreicht wird.
--
Mi 19. bis So 23. April 2023
Schauburg
Marienstr. 16
Karlsruhe
Infos und Programm:
independentdays-filmfest.com