Kippunkte

Der Beruf des Cartoonisten ist eigentlich ein einsames Geschäft im eigenen Studio oder Atelier. Doch die Protagonisten der deutschen Szene kennen sich, weil sie zumindest einmal im Jahr bei der Verleihung des Deutschen Karikaturenpreises aufeinandertreffen. Bei einer solchen Gelegenheit hatte Steffen Butz (Bild rechts) den ebenfalls in der Fächerstadt lebenden, früheren Kunsterzieher Michael Rickelt kennengelernt. "Bei unseren Treffen haben wir festgestellt, dass viele Zeichnerinnen und Zeichner in Norddeutschland, im Osten, aber auch in München leben, dass es aber hier im Südwesten nur sehr wenige Cartoonisten gibt.", so Butz.

Gemeinsam mit der Mannheimer Kollegin Petra Kaster (Cartoon "Nudes" links) , der Karlsruher Trickfilmerin Franziska Poike und dem Münchner Zeichner Markus Grolik gründeten die beiden die Cartoonisten-Gruppe Schrägstrich, die in diesem Frühjahr eine erste gemeinsame Ausstellung in den Tollhaus Foyers organisiert. Die Stilistiken der fünf Beteiligten sind sehr unterschiedlich und reichen von den aufklärerischen Trickfilmen Poikes über die skurril-komischen Zeichnungen Rickelts und die gerne bitter-sarkastischen Arbeiten Kasters bis zu den populären Bären-Comics von Steffen Butz. Inhaltlich freilich waren sich die fünf auf der Suche nach einem gemeinsamen Ausstellungsthema schnell einig. Unter dem Titel "Kipppunkte" vereinen sie nachhaltige Cartoons. "Wir alle sind persönlich von den damit verbundenen Themen sowohl beruflich als auch persönlich sehr betroffen und engagieren uns teilweise auch intensiv", sagt Butz, der zu den Mitbegründern der Klimainitiative des Kreativparks Alter Schlachthof zählt, wo er sein Atelier hat.

In seinen Bildern freilich will er nicht zu provozierend erscheinen: "Wenn eine Karikatur zu martialisch ist und einem das Lachen im Halse stecken bleibt, wirkt sie meines Erachtens nicht mehr, denn das Lachen ist ja das einzige Mittel, um an manchen Dingen nicht zu verzweifeln." Im besten Falle hofft er mit witzigen Bildern auch Denkprozesse in Gang zu setzen, doch das, da ist er sich sicher, wäre schon sehr viel. Um mit kleinteiligen Originalen in den geräumigen Tollhaus-Foyers nicht unterzugehen, haben sich die Cartoonisten von der 40er-Jahre-Ausstellung des Kulturzentrum inspirieren lassen und werden insgesamt 50 Motive quadratmetergroß auf Stoffahnen drucken. Während sich bei der Vernissage die fünf Mitglieder der Gruppe bei einem Live-Zeichen-Event vorstellen, gibt es ab Mai auch Mitmach-Aktionen, Comic-Lesungen, Buchvorstellungen und Workshops insbesondere auch für Kids.
Bei der Vernissage am 18. April, 19.30 Uhr sind alle Künstler anwesend und bieten einen kleinen Event bei freiem Eintritt mit Life-Zeichnen mit anschließendem Bücher/Kalender/Karten-Verkauf und Signieren.


18. April bis 18. Juni 2023
Vernissage 18. April, 19.30 Uhr
Kulturzentrum Tollhaus
Alter Schlachthof 35
Karlsruhe