Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 02.2007
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Jochen Laabs > Späte Reise

Bild - Jochen Laabs > Späte Reise
Es ist die Geschichte eines Kulturschocks. Der Ich-Erzähler, ein Mann im mittleren Alter, reist nämlich nach dem Fall der Mauer erstmals in den Westen, und zwar gleich in die USA. Er versucht zunächst, die neue Welt regelrecht in sich aufzusaugen. Schon beim Anflug auf New York beobachtet er, als sitze er im Kino, „vom Lächeln der Platzanweiser und einer Stimme aus dem Off empfangen.“ Von klein auf hat der Erzähler davon geträumt, die Welt zu erforschen. Von Geografie besessen reiste der in der DDR eingesperrte junge Mann jedoch vornehmlich mit dem Finger auf der Landkarte. Abwechselnd schildert Laabs Szenen aus den USA und der Vergangenheit der DDR. Anfangs ist die Begeisterung für Amerika groß: Der Überfluss, die Dimensionen der Autos und der Landschaften, die ballonförmigen Kaffeekannen und die Herzlichkeit der Menschen überwältigen den Weitgereisten. Zunehmend entfremdet er sich jedoch von seinen Gastfamilien und fühlt sich bei seinem „geographischen Seitensprung“ als Fremdkörper. Es sind die reizvollen Kontraste zwischen dem tristen Alltag in der DDR, die gelegentlich ein wenig verklärt wird, und den Vereinigten Staaten, die den 600-Seiten-Roman so spannend machen. Der 69-jährige Autor schöpft aus dem prallen Leben, einschließlich kleinen Liebesgeschichten, einer Beinahe-Katastrophe mit einer Straßenbahn und einem merkwürdigen Initiatonsfest der Navajo-Indianer. -maske

> Steidl-Verlag, 605 Seiten, 22 Euro.

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