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Archiv: 10.2022
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Dummheit unter Straßennamen

Bild - Dummheit unter Straßennamen
Doofe gab es schon immer. Doch während früher die meisten von ihnen gerade noch soviel Verstand hatten, um zu erkennen, dass es besser wäre, den Mund zu halten, ist dies heutzutage eher selten der Fall. Ganz im Gegenteil: je blöder die Aussage, umso lauter wird sie vertreten. In unserer Gesellschaft hat zum Glück jeder das Recht, sich selbst zu blamieren - unverständlich aber bleibt, warum man das ernst nehmen sollte?

Ein Beispiel in unserer Stadt sind die Zusatzschilder unter die Straßennamen, die auch auf Fehlverhalten der Person hinweisen sollen. Einige sind hilfreich, andere nicht: „Beim Hinweisschild der Körnerstraße soll ergänzt werden, dass sich Dichter Theodor Körner ebenfalls nationalistisch sowie franzosenfeindlich geäußert hatte.“ (Zitat in der Tageszeitung) Ein erschütterndes Beispiel von Bildungsarmut oder einfach nur von Dummheit? Körner war ein Patriot, kein Nationalist. Das in viele Einzelstaaten zersplitterte Deutschland, war ihm ein Gräuel. Wie viele in dieser Zeit, träumte er von einem geeinten Land. Zudem hatte er allen Grund, die Franzosen zu hassen. Napoleon (ein Franzose) besetzte mit seinen Truppen große Teile Deutschlands und zwang über hunderttausend junge, deutsche Männer in seine Armee für den Feldzug gegen Russland. Der Großteil von ihnen krepierte jämmerlich. Das sollen keine Gründe gewesen sein, Franzosen damals zu hassen?
Körner kämpfte zudem in den Befreiungskriegen im Lützowschen Freikorps gegen Besatzer Napoleon (wie bereits erwähnt: ein Franzose), wo er 1813 im Kampf getötet wurde. Übrigens: Auch Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus beriefen sich auf Theodor Körner. Im 6. Flugblatt der Weißen Rose zitierte Kurt Huber 1943 die erste Zeile aus Körners Aufruf von 1813 (aus Wikipedia) .
Körner war ein Patriot und Freiheitskämpfer. Er hat es nicht verdient, mit einem Zusatzschild so herabgewürdigt zu werden. Da kann man nur hoffen, dass sich die Verantwortlichen für diese Schildertexte von Menschen beraten lassen, die sich besser auskennen.

Die Martin-Luther-Straße in Berlin will man wegen Luthers Antisemitismus umbenennen. Konsequenterweise müssten die Luther - Kirchen auch einen neuen Namen bekommen, ebenso wie der Blues-Musiker Luther Allison. Vielleicht Melanchthon Allison? Martin Luther King würde zukünftig nur noch als Martin King Erwähnung finden - es scheint endlos zu sein.
Zum Glück käme keiner auf die Idee, eine Straße nach unserem Bürotyrannen zu benennen. Es wäre auch unpraktisch, denn damit man den ganzen Text mit seinen Verfehlungen auf ein Zusatzschild bekäme, müsste der Pfosten so hoch werden, dass der Straßenname auf dem Schild nur noch mit einem Fernglas lesbar wäre.