Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 09.2022
Musik jazz, Blues

 

Jazzfest in der Schauburg

Bild - Jazzfest in der Schauburg
An eine große Tradition knüpft der Karlsruher Jazzclub diesmal mit seinem vor ein paar Jahren eingeführten herbstlichen Jazzfestival an. Von 1979 bis 1998 fanden im Traditionskino in der Marienstraße insgesamt 20 rauschende Jazznächte statt, bei denen rund ein Dutzend Karlsruher Bands und Formationen bis in den frühen Morgen demonstrierten, wie jazzig die Fächerstadt damals doch war. Wenn in diesem Jahr erneut ein Jazzfest in der Schauburg steigt, erstreckt es sich gleich über zwei Tage, lokale Bands wird man auf der Bühne indes keine antreffen.

Stattdessen hat das Programmteam des Karlsruher Clubs, der seit Jahren dem Einzug ins eigene Domizil entgegenfiebert, fünf ebenso spannende wie unterschiedliche Gruppen der aktuellen deutschen Jazzszene ausgewählt, dazu mit dem in Guadeloupe aufgewachsenen Arnaud Dolmen einen Überflieger der europäischen Jazzlandschaft, der mit den Les Victoires du Jazz 2022 frisch ausgezeichnet zum Jazzfest kommt. Es gibt zumindest in Frankreich derzeit wohl keinen mehr gepriesenen und gefeierten Jazzmusiker seiner Generation als den Schlagzeuger, Bandleader und Komponisten, der mit seinem unverwechselbaren Instrumentalstil und frisch wirkenden Kompositionen begeistert.

Neben Dolmen bestimmen Musikerinnen den zweiten Festivaltag. Zum einen die Insomnia Brass Band, die definitiv nach viel mehr klingt als nach zwei Bläserinnen an Baritonsaxophon und Posaune sowie den Mann am Schlagzeug. Anke Lucks und Almut Schlichting haben diese winzige, zwischen Free Jazz, Funk, Punkrock und New Orleans Brass Band oszillierende Big Band 2017 gegründet, über die das Fachblatt Jazzthetik schrieb „...es ist ein Riesenspaß, man möchte Pogo dazu tanzen. Bitte mehr davon!“. Dritte Gruppe des Abends ist das Trio der Berliner Pianistin Clara Haberkamp, die sich bereits in jungen Jahren eine markante Handschrift als Komponistin zugelegt hat. Ausdruckskraft, Seelentiefe und ihre besondere Fähigkeit, produktive Zweifel in sinnlichen Klang zu übersetzen, gehören zu ihrem persönlichen Stil.

Nicht weniger Abwechslungsreich gestaltet sich der Auftaktabend, an dem der Pianist Sebastian Gahler mit seinem vielbeachteten Two Moons Quartett Motive aus Romanen des japanisches Kultautors Haruki Murakami in musikalische Formen gießt. „Das groovt und zischt und schnauft, klappert und rumst, und dann singt er noch dazu“, hieß es in der Wochenzeitung Die Zeit über Andreas Kaling, der sich als einer der ganz wenigen Saxphonisten vornehmlich auf das Bass-Saxofon konzentriert. Diesem entlockt er einen schier unglaublichen Klangreichtum, mit dessen Hilfe er überzeugend und ohne weitere Hilfsmittel seine überbordenden musikalischen Ideen umsetzt. Besonders schön kommt dies im 2019 gegründeten Trio A.R.K. zur Geltung, wo Kaling auf den klassischen Gitarristen Reinhold Westerheide und den Perkussionisten Karl Godejohann trifft. Als “down, dirty and funky” beschrieb der US Gitarren-Star Will Bernard das Trio Downbeatclub des Organisten Jo Aldinger - Jazz zum schwitzen und Tanzen, mit dem der erste Festivalabend passend ausklingt.

Infos: jazzclub.de

> Jazzfest in der Schauburg, Fr 9. und Sa 10. September 2022, jeweils ab 20 Uhr, Karlsruhe, Marienstraße 16

Schauburg

Marienstr. 16

76137 Karlsruhe

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