Noch 2019 hieß es in der FAZ: „`Gabriel´ von George Sand ist ein phantastisches Stück über die Freiheit. Bisher ist es nicht ins Deutsche übersetzt. Das muss sich ändern!" Mittlerweile hat Yasmine Salimi von dem 1839 von der feministischen Autorin veröffentlichten "Roman in Dialogen“ eine deutsche Fassung erstellt, die nun in Karlsruhe ihre deutsche Erstaufführung auf der Bühne erleben soll. „Es ist ein Stück von Shakespeare! Ich verstehe nicht, dass Sie es nicht auf die Bühne gebracht haben“, hatte sich der französische Autor Honoré de Balzac gegenüber seiner Freundin Sand geäußert. Heute freilich scheint das mit dem dritten Geschlecht spielende Gedankenspiel so virulent wie nie. Gabriel, der alles verkörpert, was einen sportlichen, adeligen, intelligenten und bisweilen etwas arroganten Teenager im Italien der Renaissance zum Mann macht, erfährt, dass er biologisch eine Frau ist. Sein Großvater ließ ihn als Mann erziehen, um den direkten männlichen Erben der Familie auszustechen.
Nun, da er Sorge haben muss, dass der Sprössling Interesse am anderen Geschlecht entwickelt, sagt er ihm die Wahrheit, um ihn zu ewiger Keuschheit zu zwingen. Das dunkle Geheimnis soll nicht auffliegen. Gabriels Versuch, die Hoheit über die Familiengeschichte und ihre beziehungsweise seine Identität wiederzugewinnen, endet tragisch. Vor der heutigen Premiere kann man bereits am 12. das Stück bei einer öffentlichen Probe (mit Teilablauf) erleben. (Foto: Felix Grünschloß)
> Badisches Staatstheater, Hermann-Levi-Platz 1