Weniger Oper, doch dafür von allem mehr - so könnte man Anna Bergmanns in der ursprünglichen schwedischen Fassung als „Bestes Opernerlebnis 2017“ ausgewiesene Carmen-Adaption überschreiben, die nach ihrer Karlsruher Premiere im vergangenen Herbst coronabedingt unmittelbar wieder in der Kiste verschwand und nun endlich wiederaufgenommen werden kann. Die Karlsruher Schauspieldirektorin neigt in ihren Inszenierungen zur Überfülle, zur Überwältigung durch Spiel, Video, Sound und Musik. Meistens darf es ein bisschen mehr sein, auch wenn vielleicht gerade weniger hätte mehr sein können. So auch bei der Carmen, bei der die aus der Originalfassung übriggebliebenen, großartigen Hauptdarsteller Frida Österberg als freiheitsliebende Carmen und Thomas Volle als besitzergreifender Don José alleine schon ein Erlebnis sind, das den Abend lohnt. Bergmann inszeniert den Opernstoff als spartenübergreifendes Ereignis mit Sängerinnen, Schauspielern und Band unter der Leitung von Clemens Rynkowski als musikalisches Crossover von bekannten Opernmelodien und neuen elektronischen Arrangements, von Schauspiel und Musiktheater. In ihrer Fassung verzichtet sie auf Lokalkolorit und konzentriert sich ganz auf Psychologie und Kriminalplot um die weibliche Hauptfigur. Dazu kommen jede Menge optischer Reize von krassen Kostümen über das Bühnenbild bis zur opulenten Videoprojektion und drastischer Gewaltdarstellung. Es ist schwer, sich diesem Sog zu entziehen, auch wenn die Konzentration mit zunehmender Dauer etwas flöten gehen mag. (Foto: Felix Grünschloß) > am 16., 25.. > Badisches Staatstheater, Hermann-Levi-Platz 1, Karlsruhe