Andreas Schell:
"Was mich an Franz Bernhards Arbeit begeistert, ist die positive Ausstrahlung des Menschenbildes“
Der Kunst gewidmete Privatmuseen gibt es in Karlsruhe bislang noch keine. Ab 10. Oktober öffnet das Franz Bernhard Haus in der Karlsruher Weststadt seine Pforte für die Öffentlichkeit und präsentiert sich dann als Ausstellungsraum der umfangreichen Bernhard-Sammlung der Andreas C. H. Schell Stiftung. Deren Gründer Andreas C. H. Schell unterhielt sich mit der Klappe Auf über sein Engagement für das Werk des 2013 verstorbenen Bildhauers.
"Eigentlich ist Franz Bernhard ein sehr arrivierter Künstler, er ist in mehr als 50 Museen vertreten, und 49 große Plastiken finden sich im öffentlichen Raum. Trotzdem ist sein Name in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt", sagt Andreas C. H. Schell, der alles dafür tut, dies zu ändern. Der Diplomkaufmann, der in der Versicherungswirtschaft tätig war und sich mit Immobilien selbständig machte, sammelt Kunst seit seinem 19. Lebensjahr. Über die Jahrzehnte war dies für ihn ein Ausgleich zum Berufsleben: "Picasso hat das einmal sehr schön formuliert: Kunst habe die Aufgabe, den Staub des Alltags von der Seele zu wischen."
Die erste Begegnung mit Franz Bernhard ergab sich für Schell 2001 durch die Vermittlung von Freunden: "Ich habe ihn in seinem Atelier in Jockgrim besucht, und es hat mich sofort beeindruckt, wie bei ihm Künstler und Arbeit miteinander verwoben sind." Auf den ersten Besuch folgten die ersten Ankäufe und regelmäßige Visiten bei der Familie Bernhard.
Franz Bernhard, 1934 geboren, studierte von 1959 bis 1966 als Schüler von Wilhelm Loth und Fritz Klemm an der Karlsruher Kunstakademie und zählte bald schon zu den bedeutenden Bildhauern der Nachkriegszeit. Zahlreiche Preise und Auszeichnungen würdigen sein Werk. Seit 1972 bis zu seinem Tod im Jahr 2013 lebte und arbeitete er im pfälzischen Jockgrim bei Karlsruhe.
"Es hat mich immer schon fasziniert, wenn ein Künstler einen konsequenten Weg verfolgt und seine Handschrift mit einer hohen Wiedererkennbarkeit entwickelt", sagt Schell. Auf Franz Bernhard, der sagte, dass der Mensch Ausgangspunkt, Stimulans und Ziel seiner Arbeit sei, trifft dies in hohem Maße zu. Seit den sechziger Jahren bevorzugte er die Kombination von Holz mit Eisen, um zeichenhafte Skulpturen zu schaffen, die als Fragmente menschlicher Körper interpretiert werden können, viel mehr aber eine innere Haltung verkörpern, die Fragilität, Labilität und Verletzlichkeit ausdrücken und von einem trotzenden Behauptungswillen und Lebensmut gekennzeichnet sind.
"Seine Arbeiten sind so gebaut, dass sie in hohem Maß Spannungen und ein Gleichgewicht zeigen, das jederzeit umstoßbar ist. So wie das menschliche Leben zeitlos im Persönlichen, aber auch im großen Ganzen, wie uns auch gerade wieder die aktuellen Bedrohungen des Klimawandels oder der Entwicklung in Afghanistan zeigen", so Schell. "Was mich aber an Bernhards Arbeit besonders begeistert, ist die positive Ausstrahlung des Menschenbildes. Die Köpfe schauen immer in die Höhe und verbreiten eine gewisse Zuversicht."
Nachdem Schell ab 2004 Bernhard für einige Zeit wieder aus dem Blick verloren hatte, besuchte er 2007 auf den letzten Drücker eine Ausstellung in dessen Landauer Galerie Ruppert: "Ich war so ergriffen, dass ich spontan drei Arbeiten kaufte und mich fragte, ob ich mich mit meiner Sammlerei nicht ganz auf Bernhard konzentrieren soll, um die Breite und Tiefe dieses Künstlers aufzuzeigen." Im Lauf von wenigen Jahren erwarb Schell rund 100 Plastiken, 200 Zeichnungen sowie das komplette Radierwerk des Künstlers. Mit dem Ziel, die Arbeiten auch für Museen zugänglich zu machen, wurden die Radierungen komplett gerahmt und bereits mehrmals öffentlich ausgestellt.
Um die die Sammlung nicht an seine Person zu binden, gründete Schell eine gemeinnützige Stiftung, bei deren Verwaltung er mittlerweile von seinem Bruder, dem Filmemacher Stefan H. Schell, unterstützt wird. Nach Bernhards Tod im Jahr 2013 übernahm die Stiftung die Nachlassverwaltung und das Archiv, das mehr als 1000 Veröffentlichungen zu Bernhard umfasst. "Als die Frage im Raum stand, wo die mittlerweile ziemlich umfangreich gewordene Sammlung untergebracht werden kann, habe ich nach einem Platz gesucht, wo ich ein kleineres Bürohaus bauen könnte, in dem ich auch die Möglichkeit habe, Ausstellungen zu zeigen", so Schell der den Plan in die Tat umsetzte und das Franz Bernhard Haus baute. Mal thematisch sortiert, mal in Beziehung zu den Werken anderer Künstler werden hier künftig wechselnde Ausstellungen mit Werken Franz Bernhards zu sehen sein. In der Auftaktschau werden 40 Skulpturen und fünf Zeichnungen der Sammlung präsentiert.
> Franz Bernhard Haus, Karlsruhe, Weinbrennerstraße 58. Aufgrund der Pandemie besteht ab dem 10. Oktober 2021 die Möglichkeit des Besuchs nach Voranmeldung per E-Mail an info@AndreasCHSchell-Stiftung.de oder telefonisch unter 0721 95299720.
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