Musik machen. Sonst nichts.
Die Kunde von den Qualitäten des mittlerweile 28jährigen Deutschamerikaners aus Karlsruhe muss bis nach Bautzen vorgedrungen sein. Denn die Jungs und das Mädel, die unter dem eingetragenen Warenzeichen Silbermond in den kommenden Wochen wieder die großen Hallen rocken werden, haben Justin und seine Band als Support für ihr Karlsruher Konzert in der Europahalle ausgesucht. Zwanzig Minuten hat er da, vielleicht eine halbe Stunde. Er macht sich keine Illusionen, dass ihn das schlagartig ins Rampenlicht katapultieren könnte. Aber er mag die Idee, als Vorprogramm einer Band, deren Live-Qualitäten bekannt sind, auf der Bühne zu stehen. Und die ihn zudem selbst ausgesucht haben
1996 hatte Justin in Offenburg Fresh Daily gegründet. Eine Band, die sich stilistisch wunderbar in die Post-Grunge Ära einfügte. Die die brachiale Gewalt dieser gerade vergangenen Epoche mit einem feinen Gespür für melancholische Melodieführungen und dennoch stadiontaugliche Refrains zusammenbrachte. Zwischentöne waren wieder angesagt. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Mittlerweile hat er diese und weitere Bandbesetzungen hinter sich gelassen, und auch ein Studium in Songwriting/Composing an der Popakademie Mannheim abgeschlossen. Heute arbeitet er mit wechselnden Besetzungen, probiert gerne was Neues aus. Der Großteil des harten Kerns seiner Mitstreiter stammt von der Popakademie. 2003 veröffentlichte er das Album brown, 2006 january tape.
Die Zwischentöne sind vielfältiger geworden. Die sich zusammenfügen zu Songs, wie man sie dieser Tage zwar öfter, aber immer noch selten hört. Songs, die die Seele hoch flattern lassen wie eine Piratenflagge im Gegenwind, Songs die in deinen Eingeweiden wühlen ohne Dir Depressionen zu machen, und Songs, die Dich zur unbekümmerten Party-Rock-Sau werden lassen, weil Justin es so will. Writing is my self therapy hat er in Restless vor Jahren gesungen, aber ihm zuhören, das ist auch Therapie für das Publikum. In drei oder auch mal sieben Minuten eine Geschichte zu erzählen, das ist seine Stärke. Das Zentrum ist die Akustikgitarre und meine Stimme. Was drumrum passiert, kann immer was anderes sein. Da sind auf der aktuellen Mini CD January Tape auch Samples, drum & bass Elemente zu hören. Und das gehört auch so. In die Ecke, in der schon James Blunt oder Jack Johnson sitzen und singen, will er sich nicht drängen lassen. Da habe er schon einschlägige Erfahrung mit Produzenten. Wenn ich dann mit so einem Produkt zu den Plattenfirmen ginge, würden die doch sagen: Wir haben doch schon einen James Blunt.
Also weiter auf der harten Tour. Nach wie vor tritt er beispielsweise einmal monatlich im SWR 3 Rockcafé gleich neben dem Eingang des Europaparks auf. Da spielst du vier Stunden, das ist wirklich hartes Brot. Da sind schon Leute heulend rausgegangen. Ich habe einmal erlebt, dass überhaupt nichts passierte, keiner klatschte. Da denkt man ans Aufhören. Ich bin eine Runde Silver Star gefahren, kam zurück, und plötzlich standen die Leute auf den Tischen,
Solche Erfahrungen schaffen unschlagbare Live-Qualitäten. Rund 350 Konzerte hat Justin bislang mit eigener Musik bestritten, nicht gerechnet Auftragswerke. Der aktuelle Stand der Dinge ist zu hören und zu sehen demnächst auf der DVD Live at the Boilerhouse, die 2005 in Offenburg im Alten Kesselhaus aufgenommen wurde und eine Band in blendender Spiellaune zeigt. Anfang Dezember soll sie erscheinen, und wird über die Homepage der Band (www.justinnova.de) und bei Konzerten vertrieben. -tz
> 9.12. Europahalle Karlsruhe, Support für Silbermond
16.12, Brasil, Amalienstr. 32a, Karlsruhe 21.30 Uhr