Wenn sich eine 80-jährige, amerikanische Freejazzikone mit einem halb so alten britischen DJ und Dancefloor-Produzenten zusammentut und darüber hinaus das London Symphony Orchestra LSO zur Verstärkung ruft, prallen Welten aufeinander, was eigentlich nur skeptisch machen kann. Doch in diesem Fall vereinen sich diese Welten in einem gandiosen Fluss, hochkonzentriert und intensiv, so wie man das vom Tenorsaxophonisten Pharoah Sanders in seinen besten Tagen gewohnt war, und wie man es in dieser Konstellation kaum erwarten konnte. Über fünf Jahre hat Sam Shepherd alias Floating Points daran gearbeitet, und diese Arbeit kann nichts anderes als eine beständige Konzentrationsübung gewesen sein, deren Kondensat ein sechstöniges Motiv wurde, das das gesamte Album durchzieht.
Während Shepherd mit klassischen Tasteninstrumenten wie Klavier, Cembalo oder Celesta, aber auch mit analogen Synthesizern und elektrischen Pianos das Motiv wieder und wieder changierend repetiert, eröffnet der Brite einen Klangraum, in den Sanders mit seinem bekannt heiseren Ton einfällt. Hier glüht noch immer ein brodelndes Feuer, das Sanders so hymnisches Spiel zum Ereignis werden lässt. Dem LSO kommt darüber hinaus die Rolle hinzu Öl in dieses Feuer zu gießen und den dynamischen Spielraum vom zartesten Pianissimo bis zum lautesten Ausbruch auszumessen. In unseren Tagen, in denen das Virus alles so unwirtlich erscheinen lässt, ist diese Musik purer Balsam für die Seele, jenseits aller Genres ein gewaltiger Monolith. Label: Luaka Bop