Es war der wohl aufregendste Prozess in der badischen Residenz. 1907 wurde vor dem Landgericht Karlsruhe der Fall Karl Hau verhandelt. Die schillernde Persönlichkeit des Anwalts, der beschuldigt wurde seine schwerreiche Schwiegermutter erschossen zu haben, und die Umstände der Tat erregten das besondere Interesse der Presse. Vor dem Gerichtsgebäude kam es zu Tumulten. Ein Todesurteil wurde in eine lebenslängliche Zuchthausstrafe umgewandelt. 17 Jahre verbrachte Hau im Zuchthaus. In zwei Büchern stellte danach er seine Sicht der Dinge dar. Damit verstieß er gegen die amtlichen Auflagen, die Strafaussetzung wurde widerrufen. Hau flüchtete nach Italien, wo er Selbstmord beging. Bernd Schroeder schildert die Innenansicht dieses Falls aus verschiedenen Perspektiven und Zeitebenen und betrachtet auch die Zeitumstände > Carl Hanser Verlag, 364 Seiten, 21,50 Euro.
Am 7.12. (20 Uhr) stellt die Literarische Gesellschaft im Prinz-Max-Palais die Neuedition eines weitgehend vergessenen Romans zum Fall Hau vor. Ein gewisser Rolf Avenas schildert recht tatsachengetreu die Mordaffäre Molitor. Und im nächsten Jahr beleuchtet eine Ausstellung den Jahrhundertprozess und seine Hauptperson.