Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 07.2020
Musik Klassik

 

CD: Aufgefächerter Orgelklang

Schon das sich über Altarraum und Kanzel erhebende, geschmackvoll schlichte Prospekt der neuen Orgel der ältesten Karlsruher Kirche erinnert mit der Anordnung seiner Pfeifenaufschnitte an die äußeren Radiale des historischen Gundrisses der Fächerstadt. "Aufgefächert" nennt denn Christian-Markus Raiser, der Kirchenmusikdirektor der Evangelischen Stadtkirche am Marktplatz und damit auch der musikalische Hausherr der benachbarten Kleinen Kirche seine jetzt erschienene, klingende Visitenkarte der 2019 gefertigten Orgel.

Auf Raisers Anregung hin baute die Orgelbauerfamilie Lentner ein feines Instrument, das mit seiner "Kegelladen"-Beatmung eine Lücke im Karlsruher Orgelkanon schließt und insbesondere dem frühromantischem Klangideal entsprechen will. Doch hat sich Christian-Markus Raiser in dem Konzertprogramm zur Instrument-Vorstellung keineswegs auf jene Epoche begrenzt, sondern schlägt einen Bogen durch die "Deutsche Orgelmusik" zwischen 1750 und 1915, einen hübschen Exkurs mit Mozarts für einen Musikautomaten verfasstem Andante eingeschlossen.
Auch wenn die Orgel bei barocken Kompositionen als eher kleines Instrument die gewohnte strahlende Brillanz etwas missen lässt, so kann sie späterhin ihren großen Klangfarbenreichtum ausspielen: sei es bei Mendelssohn oder Johannes Brahms oder dem hübsch-verschrobenen Walzer des nur noch wenig bekannten Sigfrid Karg Elert. Besonders vielfältig kommen die von fragilsten Klängen bis zu druckvoller Gravität reichenden Möglichkeiten der Lentner-Orgel bei den Orgelstücken des von den Karlsruhern eingemeindeten Max Reger zur Geltung, Hier würde man zweifellos gerne auch den ungespielten der Neun Stücke opus 129 lauschen, die von Raiser ausgelassen wurden.
> Christian-Markus Raiser, "Aufgefächert", organum classics, OGM 201025

Evangelische Stadtkirche Karlsruhe

Marktplatz

76133 Karlsruhe

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