Am Anfang hab ich mir keine größeren Gedanken gemacht als ich 17 war. Die erste Platte kam raus, da war ich 18. Einfach zupacken, den eigenen Ideen nicht aus dem Weg gehen, so hat Tobias Behle sein Dasein als Plattenboss angepackt. Die Initialzündung war die Karlsruher Steffi, da waren die Bands, die ihn interessierten. Die Punk-Idee, nach der jeder alles machen kann war der Antrieb. Bevor er Musik in irgendeiner Form auf Tonträger
herausbrachte, veranstaltete er zunächst einmal Konzerte. Twisted Chords gibt es seit 1995 allerdings noch nicht unter diesem Namen.
Die ersten Veröffentlichungen gab es auf ganz normalen Audio-Cassetten. Das waren vielleicht zehn Tapes, die habe ich zu hause selbst überspielt, und die Leute, die drauf waren, haben es auch noch selbst kaufen müssen. Heute steht der Laden deutlich anders da: Als Label mit Vinyl- und CD-Veröffentlichungen (60 Prozent Vinyl!), als Mailorder-Versand und als Veranstalter unzähliger Konzerte, Tourneen und Labelpartys haben sich Tobias Behle (der immer noch halbtags einen bürgerlichen Beruf ausübt) und seine vielen hilfreichen Überzeugungstäter einen Namen gemacht. Es funktioniert. Aber es ist natürlich gnadenlose Selbstausbeutung. Twisted Chords steht heute für ein musikalisches Spektrum von Crust bis Hardcore, von klassischem Punkrock bis hin zu Hip Hop. Aber die Grundlage ist die Punkrockschiene mit allen Seitengenres, die sich daraus entwickelt haben.
Die Bands, die Twisted Chords heraus bringt, sind handverlesen, meistens quasi von der Bühne weg verpflichtet. Und die Spione von Twisted Chords sind überall: Man muss sich das als Netzwerk von Freunden und Bekannten vorstellen. Ein paar kleine Kompromisse mit dem Business müssen aber schon sein. Zum Beispiel der bundesweite Vertrieb, der die Produkte auch bei den großen Ketten unterbringt. Twisted Chords hat das gesamte Jahr hindurch sein 10jähriges Jubiläum mit mehreren Veranstaltungen, einer Deutschland-Tour mehrerer Label-Bands und dem CD-Sampler mit dem schönen Titel Revolution is just a heartbeat away.
Zum Abschluß der Feierlichkeiten gibt es ein letztes Highlight im heimischen Karlsruhe. Angesagt haben sich Inner Conflict aus Köln, die kurz vor der Veröffentlichung ihres dritten Longplayers noch einmal einen Abstecher in den Süden machen um ihre neuen Songs vorzustellen. Auch eine Band, die Tobias seinerzeit nach einem Gig in Stuttgart quasi vom Fleck weg verpflichtete. Die Kölner Band um Sängerin Jenny (u.a. auch Planetakis / Angelika Express) spielt melodischen Hardcore-Punk mit jeder Menge Power. Im Januar 2007 erscheint ihr neuer Longplayer als CD/LP auf Twisted Chords. Die zweite Band des Abends ist Ahead to the sea aus Freiburg. Die Band um Sänger Jochen dürfte von vornherein den heimspiel-Bonus haben, schließlich war der Sänger die Stimme von Across the Border. Die Musik der neuen Band ist ein tanzbarer Mix aus Folk und Punkrock mit Geige, Mandoline und Akkordeon. Wie bei Across the Border gehen hier Party und Politik eine explosive Synthese ein. Im Anschluss an die Live-Auftritte legen mehrere DJ`s, die Twisted Chords über all die Jahre begeleitet haben Musik zwischen Punkrock, Hardcore, Ska und Artverwandtem auf. -tz
> Fr 8.12. 20 Uhr, Jugendzentrum Südstadt, Augartenstr.21, Karlsruhe