Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 12.2006
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Art-Service

Die ganze Welt der Kunst

Füssli und Blake aus der Tate Gallery kommen ins Haus, Newtons Damen aus dem Playboy sind im Programm und die Melancholia reist via Paris und Berlin. Kunst ist Robert Justs Spezialität, genauer der Versand von Kunstbüchern und Ausstellungskatalogen. Seit gut 20 Jahren behauptet er sich auf dem Markt und verschickt Bücher aus aller Welt, wenn er nicht gerade neben dem Schreibtisch in Karlsruhe Jonglier-Keulen schwingt oder zu Hause kocht. Dort, in der Küche, fing alles an. Als „Küchentischversender“ lernte Just das Metier von der Pike auf und im Selbstversuch kennen. Heute verzeichnet Artservice rund 25000 Stammkunden in Deutschland und Europa. Seine monatlich an die Kunden verschickte Prospekte wuchsen inzwischen zu einem recht umfangreichen Heft, das beim Durchblättern die Lust auf viele Werke weckt, von denen man auf anderem Weg nichts erfahren würde.

´: Herr Just, warum verkaufen sie Bücher und haben sich auf Ausstellungskataloge spezialisiert´

Just: In den 70er Jahren kamen Ausstellungskataloge auf. Sie umfassten im Gegensatz zu Verlagspublikationen, bei denen aktuelle Themen erst mit zwei oder drei Jahren Verzögerung erscheinen, aktuelles Wissen. Man ist also näher dran. Ich habe Kunst und Kunstgeschichte studiert und erlebt, wie schwer es war und im Übrigen für den Kunden heute häufig immer noch ist, im Buchhandel Ausstellungskataloge, zum Beispiel aus Frankreich oder den USA, zu beschaffen. Daher die Spezialisierung - und ich liebe Bücher. Sie haben etwas ungeheuer Erotisches.

´: Bücher vom Küchentisch aus verschicken hört sich eher unprosaisch an...

Just: So habe ich vor gut 20 Jahren angefangen. Ich musste alles noch lernen und durch meine Spezialisierung auf Kunstbücher und Kataloge erst einmal Kontakte zu Museen in Europa, also Italien, Spanien oder England und zu amerikanischen Museen knüpfen.

´: Woher bekommen Sie Ihre Infos über Ausstellungen´

Just: Früher war die FAZ ganz wichtig, wie Presse und Rundfunk allgemein. Ich bin natürlich in den Verteilern von Institutionen und Museen und bekomme Vorschauen, so dass ich rechtzeitig weiss, welche Ausstellungskataloge erscheinen werden.

´: Wie werden Sie auf kleine Veranstalter und Verlage aufmerksam´

Just: Man sieht, was auf dem Markt passiert. Hinter einer Ausstellung steht ein Verlag oder ein Herausgeber. Entscheidend ist das Produkt – wie wird das Thema behandelt und gibt es andere, bessere Literatur dazu´ Es gibt viele kleine Verlage, die bringen wunderbare Produkte auf dem Markt. Oft stehen da nur zwei Mann dahinter, mit einem hohen Grad an Selbstausbeutung. Der Donat Verlag in Bremen gehört dazu. Die haben sehr schöne Künstlermonographien herausgegeben. Auch von Verlagen in den USA, in England bekomme ich Infos über Neuerscheinungen.

´: Sie haben den gefürchteten Internet-Schock überlebt´

Just: Das Internet ist für mich ein Gewinn. In meinem Verlagsprogramm, das ich jeden Monat verschicke, und das ist das Herzstück meines Unternehmens mit genauen Informationen über das einzelne Buch, kann ich unmöglich alle Titel aufnehmen. Da ist das Internet hilfreich. In unserem Internet-Shop werden heute etwa 9500 Titel angeboten. Aber durch die neuen Informationswege gehen auch viele Informationen über den Markt, die früher im Gespräch einfach mit eingeflossen sind, heute verloren. Als ich angefangen habe, gab’s kein Fax und keine EDV – da gab es nur das Telefon oder den Brief.

´: Der Markt boomte damals - und jetzt´

Just: Die Lust am Luxus und am Schönen ist ganz massiv eingebrochen und der Maßstab, was zu welchem Preis zu haben ist, beim Publikum aus den Fugen geraten...

´:. zum Beispiel´

Just: Schauen Sie dieses Buch an aus dem Verlag „5 continents“, wenn sie den Schuber anfassen, mit Bändchen, das Papier, Layout, die Qualität der Fotos, so etwas können sie nicht für 25 Euro produzieren.


´: Wie entscheiden Sie, was Sie in ihr Angebot aufnehmen´

Just: Mit der Zeit stellt sich heraus, welche Schwerpunkte die Kunden haben. Architektur und Fotografie wird weniger nachgefragt, Künstlermonographien dagegen stark. Große Nachfrage besteht auch nach Kunst aus China, Japan, Indien oder Afrika. Die klassische Moderne wird dagegen kaum noch bestellt. Rund 40 Prozent unserer Bücher sind in einer Fremdsprache verfasst.
Man erlebt auch immer wieder neue Entwicklungen. Kulturgeschichten werden seit einiger Zeit viel nachgefragt. Auch das Mittelalter, das mal eine unglaublich kleine Nische war, stößt auf großes Interesse. Es ist eine regelrechte Wiedergeburt. Wenn sie dann sehen, wie Perugino auf italienisch geht, ist das wunderbar.
Aber wir bieten mehr als Bücher. Jeden Monat stellen wir in unserem Programm eine Auswahl an Ausstellungen vor. Bald soll auch ein ganz bestimmter Bereich von Lifestyle-Objekten hinzu kommen. -Interview: lütt/gk

> Artservice, Internationale Kunstbücher Verlags-GmbH


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