Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 11.2006
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Neupräsentation im Karlsruher Schloss.

Ein Serpentinenweg schlängelt sich um das Felsmasssiv aus reinem Silber hinauf zu einer ebenfalls aus dem Edelmetall getriebenen, kunstvoll ziselierten und gravierten Burg mit vergoldeten Dächern. Das Meisterwerk auf hölzernem Sockel diente einst dazu die markgräflichen Gemächer wohlriechend zu machen, indem man in seinem Innern Räucherkerzen glimmen ließ. Entstanden um 1590 in der Nürnberger Werkstatt des Goldschmieds Abraham Jamnitzer, wurde das wertvolle Räuchergefäß 1995 vom Badischen Landesmuseum erworben, wo es jetzt zu den Prunkstücken der neuen Sammlungsausstellung "Von der Reformation bis zu den Erbfolgekriegen“ gehört.
Die Abteilung, die sich nach ihrer Umgestaltung ausführlicher als zuvor mit der Zeit des 16. und 17. Jahrhunderts befasst, wird am 11. November eröffnet - als 14. und vorerst letzter neugestalteter Abschnitt der grundlegenden Neupräsentation im Karlsruher Schloss. Unter den Exponaten sind viele Schätze, die lange Zeit im Depot verwahrt wurden. Sie beleuchten mit besonderem Bezug auf den südwestdeutschen Raum und die Oberrheinregion eine Zeit zwischen kultureller Blüte und kriegsbedingtem Elend, deren tiefgreifende Veränderungen in Kirche und Gesellschaft den Weg für die neuzeitliche Freiheit des Individuums bereiteten.
Humanismus, Wissenschaft und Handwerk, höfische Kultur und bürgerliche Lebenswelt gehören neben Religion und Krieg zum vielschichtigen Bild, das die Ausstellung zeichnet. So illustrieren ein mächtiger Erdglobus und meisterlich gefertigte Tischuhren Entdeckungslust und Forscherdrang. Eine kostbare Medaille mit dem Bildnis des Erasmus von Rotterdam, der unter anderem in Freiburg und Basel wirkte, verweist darauf, dass diese Städte, ebenso wie Straßburg, zu den wichtigsten humanistisch geprägten Zentren zählten.
Neben Gemälden, prächtigen Rüstungen, Schmuck, Musikinstrumenten und Möbeln sind die lebensgroßen Heiligenfiguren des Höchenschwander Altars zu bewundern, während beschädigte Skulpturen die Zerstörungen durch den Bildersturm thematisieren, der im Zuge der Reformation auch über das Oberrheingebiet hinwegfegte. Die Museumspädagogik des Hauses hat punktuell für ein „greifbares“ Nachempfinden des Vorgestellten gesorgt, so können die Besucher an einem Experimentiertisch mit astronomischen Instrumenten ausprobieren wie eine Sonnenuhr funktioniert. "Zum Anfassen" nah kommt ihnen auch "Luytenant Reuchert“, der bei Kostümführungen am 18. und 25., jeweils um 14.30 Uhr, aus dem Dreißigjährigen Krieg berichtet, und bis Mitte Januar bieten Familienführungen an nahezu jedem Sonntagnachmittag (außer am 10. und 12. Dezember) jeweils um 14.30 Uhr eine "Zeitreise durch die Renaissance". afr