Das Karlsruher Kunstgeschehen nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs bis 1960 beleuchtet die Ausstellung mit facettenreichem Einblick in individuelle Positionen. Als die schwer kriegszerstörte Karlsruher Kunstakademie ihren Lehrbetrieb 1947 wieder aufnahm, war ihr Motto „Tradition als Verpflichtung“: Das Lebendige und Schöpferische sollte dort wieder maßgeblich sein, wo 1933 Professoren „aus kunstpolitischen Gründen“ entlassen worden waren. Mit der Wiedereinsetzung von Karl Hubbuch und Wilhelm Schnarrenberger sowie Berufungen von Erich Heckel und Otto Laible knüpfte die Akademie an ihre Wurzeln und an die Klassische Moderne an. Schnarrenberger hielt in zahlreichen Motiven die Nachkriegszeit in Karlsruhe bildlich fest, 1952 malte er den Karlsruher Bahnhof im frühen Morgenlicht, eine fast menschenleere Bahnsteighalle mit der beschädigten Eisenkonstruktion des Schutzdaches - doch wird hier weniger die Erinnerung an Krieg und Zerstörung beschworen, das Gemälde gibt vielmehr die atmosphärische Stimmung der winterlichen Morgenstunde wieder. Die Haltung, die vom NS-Regime abgebrochene Tradition aufzunehmen, kennzeichnete die gesamte Karlsruher Kunstszene der Nachkriegszeit, die hier freiberuflich tätigen Künstler blieben größtenteils einer gegenständlich-figurativen Bildsprache verbunden. Neue Impulse gab HAP Grieshaber, der 1955 als Nachfolger Heckels nach Karlsruhe kam; er begeisterte seine Studierenden für aktuelle Positionen der internationalen Avantgarde, aus seiner Klasse ging die Neue Figuration hervor, zu deren bedeutendsten Vertretern Künstler wie Horst Antes und Walter Stöhrer zählen.
> Städtische Galerie Karlsruhe, Lorenzstraße 10, 20. Juli 2019 - 19. Januar 2020, Mi-Fr 10:00-18:00 Uhr, Sa+So 11:00-18:00 Uhr.