Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 11.2006
Kunst, Ausstellungen Kunst

 

Das Ende vom Spiel

> Ferenbalm-Gurbrü Station, Lukas Baden/ Sebastian Baden @ Associates, Passagehof Karlsruhe; Mi+Fr 15-20, Sa 11-14 und n.V., bis 12.11.

Humor kann in Zynismus umkippen. So, dass es einem die Tränen in die Augen treibt. Ein ganz aktuelles Beispiel liefert das "Handschriftenverkaufsprojekt". Der von der Landesregierung finanzierte, scheinbar ganz harmlose Werbeslogan "Wir können alles - außer hochdeutsch" kippte plötzlich um und offenbarte eine verborgene, bisher nicht erkennbare Bedeutung. Wie in einem Vexierbild sieht man die technokratische Anmaßung, die wirklich davon überzeugt ist, dass sie alles kann. Und bereit ist, der Umwandlung in Geld radikal alles zu opfern. Überrascht stellt man fest, dass der Verkauf der Seele nicht nur ein Stoff für Dichter und Märchenerzähler ist (Lesetipp: "Faust" von Goethe, "Das kalte Herz" von Hauff oder "Der Karfunkel" von Hebel!) …
Es ist mit Sicherheit kein Zufall, dass es ausgerechnet Künstler immer wieder schaffen, das Verhältnis von Humor und Zynismus, von Spiel und Wirklichkeit adäquat zum Ausdruck zu bringen.
Überzeugende Beispiele liefert die Ausstellung "Funny Games - Dead Serious". Wenn im Memory-Spiel von Stefanie Scheurell die ernüchternde Wirklichkeit aufgedeckt wird, die Wirklichkeit des Gedächtnisverlusts nämlich, bleibt unklar, worüber man im ersten Moment lacht. Denkt man über diese (Freudsche) Fehlleistung nach, wird klar, warum sich Humor und Zynismus manchmal bis zur Ununterscheidbarkeit ähnlich sind. Wie bei Christoph Draegers riesigen Puzzle-Bildern vom 11.9., den absurd-grotesken Heftpflastern vom Jamie Davis, den Puppenobjekten von Nadine Städler … Holt das Spiel die Wirklichkeit ein, wird es ernst. Manchmal todernst.