Kunst als feministische Gegenwehr > Feminismus und sexuelle Selbstbestimmung, Homosexualität und die Hinterfragung der traditionellen Geschlechterrollen, in der türkischen Gesellschaft und Politik der Gegenwart sind das in besonderem Maße rote Tücher und bedeuten gefährliches Terrain. In einer Doppelausstellung widmet sich der Badische Kunstverein der kritischen weiblichen künstlerischen Intervention in einem Land, das westliche Vorstellungen von Freiheit und Demokratie nur wenig teilt. Nilbar Güreş lebt seit vielen Jahren in Wien, wo sie auch studierte. Ihre Kunst kreist jedoch auch immer wieder um ihre kurdische Herkunft und die gesellschaftlich-patriarchalischen Strukturen ihrer familären Herkunft. Dass das vielgestaltige Werk, das weit über die „türkischen Verhältnisse“ hinausweist, zwar ernst ist, aber nicht humorlos daherkommt, zeigen ihre vielfach surrealistisch anmutenden Zeichnungen und Collagen, ihre Skulpturen und Fotoarbeiten, die häufig auch performativen Charakter haben und dokumentieren. Hinter jeder noch so rätselhaften Arbeit steckt eine ergreifende Geschichte, die es in diesem vielgestaltigen Kosmos zu entdecken gilt. Weitere allerdings in situ beheimatete künstlerische Positionen präsentiert im Erdgeschoss die von Derya Bayraktaroğlu kuratierte Gruppenausstellung mit begleitendem Performance-, Vortrags- und Filmprogramm „unspeakable home, enchanting companions“, die sich den Schnittpunkten von künstlerischer Praxis und aktuellen feministischen Positionen in der Türkei widmet.
> bis 23. Juni 2019, Badischer Kunstverein, Karlsruhe, Waldstraße 3, Di-Fr 11 - 19 Uhr, Sa/So/Feiertage 11 - 17 Uhr