Nachdem die im gleichen Haus ansässige Kurbel zum 02. August ihren Kinobetrieb einstellte, stand die Kinemathek, die als Hauptmieterin des Kurbel-Gebäudes den Saal im Erdgeschoss bespielt, zunächst alleine da. Jetzt wird eine Idee, die schon lange angedacht war und von vielen als optimale Lösung gesehen wird, in die Tat umgesetzt: Der Jazzclub, der lange Zeit ohne feste Spielstätte war und seine Konzerte quer über die Stadt verteilt veranstaltete, hat als Untermieter dort ein neues Domizil gefunden.
Der anstehende Umbau der drei oberen Säle wird nach Beschluss des Gemeinderates mit öffentlichen Geldern gefördert, ein genauer Zeitplan steht derzeit noch nicht fest.
Die gemeinsame Arbeit an diesem Kulturprojekt mit vielen Möglichkeiten zur Kooperation steht dabei im Vordergrund. So soll beispielsweise im großen Kinosaal im Obergeschoss, in den der Jazzclub einziehen wird, die Leinwand erhalten bleiben. „Eine gute Chance Kino und Musik zu verbinden“, meint Dr. Christine Reeh-Peters, die Geschäftsführerin der Kinemathek. „beispielsweise beim Stummfilmfestival. Der kleinere Saal könnte als Backstage-Raum und als Büro genutzt werden. Denkbar wäre auch die Schaffung eines Archivraumes. Der dritte Raum im Obergeschoss schließlich könnte nach der Modernisierung für Veranstaltungen mit weniger Zuschauer genutzt werden, z.B. bei der dokKa. Dadurch bieten sich ganz neue Möglichkeiten.“
Die Umbauten hätten keinen Einfluss auf den Spielbetrieb der Kinemathek, versichert Michael Endepols, der für die Pressearbeit zuständig ist: „Hier geht alles weiter wie gewohnt. Jetzt und nach der Sommerpause mit ‚Perlen und anderes Strandgut‘ im August. Bei der ein oder anderen Schwierigkeit während des Umbaus kann improvisiert werden.“
Der Einzug des Jazzclubs ist nicht die einzige Neuerung. „Seit kurzem gibt es die neue Reihe ‚Cine-Conversación‘. In Zusammenarbeit mit der VHS zeigen wir dort spanischsprachige Filme, zu denen im Anschluss daran eine Gesprächsrunde aus Spanisch angeboten wird“, so Reeh-Peters. „gerade lief mit großem Erfolg der kubanische Film ‚Conducta‘.“
Und auch einige Filmreihen der Kurbel wurden aufgrund der hohen Nachfrage ins Programm aufgenommen. „Beim Bildungsprogramm ‚junge alte‘ der evangelischen Erwachsenbildung gibt es einmal im Monat nachmittags einen Film zu sehen“, sagt Michael Endepols. „Und auch die Reihe ‚Exhibition On Screen‘ führen wir fort. Nur den sonntäglichen ‚Tatort‘ im Kino haben wir gestrichen.“
Und Last But Not Least gibt es mit Joachim Kurz, der aus der Filmkritik kommt und das (Arthouse)-Film-Magazin „Kino-Zeit“ herausgibt, einen Neuzugang beim kuratorischen Team. Er folgt Jens Geiger nach und hat viele Ideen, die er zusammen mit den anderen umsetzen möchte. Vor allem die Förderung des jungen deutschen Kinos liegt ihm am Herzen. „Das deutsche Kino hat einen schlechten Ruf. Ich möchte zeigen, wie viele interessante Filme es jenseits des Mainstreams gibt“, sagt er. „Spontan würde mir da sofort ‚Kim hat einen Penis‘ von Phillip Eichholtz einfallen, eine etwas andere Beziehungskomödie.“ Und politischer soll es werden: Demnächst werden Filme zum Thema Rechtsradikalismus gezeigt, mit begleitendem inhaltlichem Diskurs. Weitergeführt werden soll auch die Zusammenarbeit mit dem ZKM.
Für die Karlsruher Innenstadt wird die intensivere kulturelle Nutzung und Aufwertung des Passagehofs durch die Zusammenarbeit der Kinemathek mit dem Jazzclub jedenfalls eine Bereicherung sein.
Kinemathek/Studio 3, Kaiserpassage