Er war ein bedeutender Musiker, ein hoch geachteter Pädagoge und ein Freigeist, der die Musik nicht in Schubladen verwaltet sehen wollte. Vier Jahre lang kämpfte Wolfgang Meyer gegen seine Krankheit und gab Konzert um Konzert, in der Hoffnung, dass es nicht das letzte sein möge. Das Konzert in einem Mannheimer Jazzclub am 7. Februar sollte dann doch zum allerletzten Auftritt werden, Mitte März starb der Karlsruher Klarinettist.
Von 1979 bis 2016 unterrichtete der Musiker an der Karlsruher Musikhochschule, ab 1989 als Professor und von 2001 bis 2007 als deren Rektor. Um die Bedeutung von Musik für Bildung, Völkerverständigung und Lebensqualität wissend, habe er die Musikhochschule gestärkt und ihre Internationalisierung vorangetrieben, heißt es im Nachruf der Hochschule. Als Musiker war er selbst auf den wichtigsten Bühnen der Welt zu Hause, in der Kammermusik immer wieder an der Seite seiner Schwester Sabine, einer der berühmtesten Klarinettistinnen der Klassikwelt.
Doch für Wolfgang Meyer war die Klassik nur eine der Spielarten der Musik, immer wieder blickte er über den Tellerrand, um mit seinem musikalischen Weggefährten und Freund Peter Lehel in die Gefilde des Jazz auszuströmen. Diesem offenen Geist verpflichtet war denn auch die Gründung der Hemingway Lounge vor gut zehn Jahren.
Gemeinsam mit seiner Frau Christiane Domino ließ sich Meyer auf das Experiment ein, in der Karlsruher Weststadt eine Bar als musikalisches Wohnzimmer zu betreiben, die zum Podium ebenso für Studierende der Musikhochschule wie für weitgereiste Weltstars des Jazz und alles mögliche dazwischen werden sollte. Wolfgang Meyer werde für uns immer ein Teil "seiner" Lounge bleiben, schreibt Ullrich Eidenmüller, der als Vorsitzender des Vereins KlangKunst in der Hemingway Lounge Verantwortung für die Nachfolge des Begründers übernahm.(Foto Schiurr) -jf