Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 10.2011
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Karlsruher Bücherschau

Gastland Tschechien

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Alle Jahre wieder kommt nicht nur das Christuskind, sondern auch die Karlsruher Bücherschau, eine der schönsten Bescherungen in der Vorweihnachtszeit. Mit 12.000 Besuchern hat es vor 25 Jahren angefangen, mittlerweile hat sich die Besucherzahl so bei 60.000 Besuchern eingependelt. Auch in diesem Jahr gibt es wieder zahlreiche gute Gründe, das Regierungspräsidium am Rondellplatz aufzusuchen und natürlich auch die diversen Nebenschauplätze, an denen mehr oder minder namhafte Autoren vom 10. November bis 4. Dezember aus ihren Werken lesen. Bei der Überfülle des Angebots, das natürlich auch im Internet präsentiert wird (www.bücherschau.de), hier nur ein paar unverbindliche Fingerzeige, was das Programm in diesem Monat angeht.

Gastland Tschechien > In diesem Jahr ist das Gastland Tschechien mit der Hauptstadt Prag, das immer auch eine literarische Metropole war, hier schrieb Jaroslav Hasek seinen unsterblichen „Schweyk“ und Franz Kafka (auf Deutsch) ein paar Romane und Erzählungen, die zur Weltliteratur gehören. Auch auf der Bücherschau kommt man an diesen beiden literarischen Schwergewichten nicht vorbei. Der Schauspieler und Sprecher Michael Speer liest im Buchcafé aus dem „Urschwejk“ (19., 20.15 Uhr) und anderen Geschichten von Hasek, Michael Kumpfmüller im Literaturhaus im Prinz-Max-Palais aus seinem Roman „Die Herrlichkeit des Lebens“ (29,), in dem er das Verhältnis von Franz Kafka zu Dora Diamant, der letzten Frau in seinem kurzen Leben, in ein etwas anderes Licht rückt. Die aktuelle tschechische Literatur wird vertreten von Marketa Pilatova, deren erstes in deutscher Sprache erschienenes Buch „Wir müssen uns irgendwie ähnlich sein“ (22., 20.15 Uhr), die Kritik verzückte. Der Germanistin und Übersetzerin Radka Denemarková, die in ihrem Roman „Ein herrlicher Flecken Erde“ (23., 20.15 Uhr) das dunkelste Kapitel deutsch-tschechischer Geschichte beleuchtet und dem Popliteraten Jáchym Topol (29., 20.15 Uhr). Natürlich darf beim Gastland Tschechien die obligate Bierprobe (18., 20.15 Uhr) mit dem ebenso obligaten literarischen Vorkoster Harald Schwiers nicht fehlen.

Krimis > Ohne Krimi geht keine Bücherschau über die Bühne. Der Regionalkrimi treibt weiterhin seine Blüten, dies- und jenseits des Rheins. Bruno Paulot, der in „Ein gewagter Coup“ (14., 20.15 Uhr) zum zweiten Mal ein pfälzisches Weindorf zum Schauplatz mörderischen Geschehens macht, serviert seine literarischen Kostproben in Begleitung Pfälzer Köstlichkeiten. Beim Badischen Krimiabend mit Rita Hampp geht es etwas mondäner zu, denn die gebürtige Ostfriesin lässt schon seit geraumer Zeit in Baden-Baden morden und ermitteln, dabei ist es auch geblieben wie schon der Titel ihres neuen Krimis verrät „Baden-Badener Roulette“ (16., 20,15 Uhr . Von etwas größerem, überregionalem Kaliber sind die Krimis des Müncheners Friedrich Ani um seinen Helden, Kommissar Tabor Süden. Im brandneuen Krimi „Süden und die Schlüsselkinder“ (27.) tun sich, wie gewohnt, seelische Abgründe auf. Mit ihrem Krimidebüt hat die Ettlingerin Petra Busch überregional auf sich aufmerksam gemacht, mit ihrem zweiten Krimi „Mein wirst du bleiben“ (29.,20.15 Uhr) versucht sie in der Erfolgsspur zu bleiben.

Promis> Ins Literaturhaus im Prinz-Max-Palais, einem Nebenschauplatz der Bücherschau, kommt am 16. mit Wilhelm Genazino ein guter, alter Bekannter, Georg-Büchnerpreisträger des Jahres 2007, der auch in seinem neuen Roman „Wenn wir Tiere wären“ das Kunststück fertigbringt, dass man mit Vergnügen seinem Helden und Ich-Erzähler beim Leiden an sich, an der Mitwelt und besonders an den Frauen Gesellschaft leistet. Kaum weniger erfolgreich als Genazino ist Sybille Lewitscharoff, die in ihrem neuen Roman „Blumenberg“ (21.) nicht nur einem Philosophen gleichen Namens huldigt, sondern ihn auch mit einem Löwen zusammenbringt, der eines Tages in seinem Hörsaal auftaucht. Denis Scheck kommt als Buchkritiker, vor allem auf Kosten der Gebührenzahler, überall in der Welt herum, ab und an kommt der Stuttgarter aber auch nach Karlsruhe. Im Literaturhaus gibt es am 23. „Druckfrisch“ live. Zurück ins Regierungspräsidium: Dort liest Ulrich Kienzle, der ehemalige Nahostkorrespondent aus seinem Buch „Abschied von 1001 Nacht“ (26.), in dem er ein Resümee seines Journalistenlebens zieht und die neuesten Entwicklungen in den arabischen Ländern zu erklären versucht.

Junge deutsche Literatur > Unter dem Etikett „Junge deutsche Literatur“ laufen drei Veranstaltungen, zwei im Regierungspräsidium, die eine mit Mirco Buchwitz, der in seinem ersten Roman „Nachtleben“ (21., 20.15 Uhr) die Geschichte einer schrecklichen Kindheit und Jugend erzählt, die andere mit Jan Brandt, der in „Gegen die Welt“ (28., 20.15 Uhr) auf neunhundert Seiten das Aufwachsen in einem ostfriesischen Dorf schildert. Jung und talentiert ist auch Rabea Edel, deren Lesung im Kohi am Werderplatz der Bücherschau zugeschlagen wurde. In „Ein dunkler Moment“ (14.) geht es um zwei grauenhafte, unerklärliche Mordtaten, eine in den USA, eine in Rom, und um das, was sie miteinander verbindet. Der Fall Amanda Knox lässt schön grüßen. Ein junger deutscher Autor ist auch Jakob Hein, der in „Wurst und Wahn“ (26.,20.15 Uhr) die Leiden eines leidenschaftlichen Fleischessers schildert, der das neue Jahr mit dem Vorsatz beginnt, Vegetarier zu werden. Das ist leichter gesagt als getan.

Zu vielen Veranstaltungen ist der Eintritt frei. Wenn nicht anders angegeben, ist Veranstaltungsbeginn 20 Uhr. Die Lesungen, die um 20.15 Uhr beginnen, finden im gemütlichen Büchercafé inmitten der Bücherschau statt. Dort präsentiert am 17. der Leiter der Literarischen Gesellschaft, Hansgeorg Schmidt-Bergmann, die im Info-Verlag erscheinende „Reihe Kleine Karlsruher Bibliothek“ . Birgit Bücker und Christoph Köhler lesen aus dem jüngst erschienenen Band, Anna Ettlingers „Lebenserinnerungen“. Auch in diesem Jahr darf das Duo Gunzi Heil und Harald Hurst nicht fehlen, neu ist der noch größere Veranstaltungssaal, in diesem Jahr am 27. (18 Uhr) ist es das Konzerthaus am Festplatz.
ko