Menschliche Landschaften > Leuchtende Münder, ein weiblicher Kopf als „Aschenbecher für Junggesellen“ und jede Menge plastischer Tumore, aus denen menschliche Antlitze schimmern - eine bemerkenswerte Entdeckung bietet die Baden-Badener Kunsthalle mit ihrer Sommerausstellung, die konzentriert auf zwei Räume eine polnische Künstlerin vorstellt, die als Bildhauerin unbedingt in eine Reihe mit den Künstlerinnenikonen gestellt werden muss, die sich explizit und radikal mit dem weiblichen Körper und seiner Rolle, mit Erotik und der menschlichen Vergänglichkeit beschäftigten wie etwa die Kubanerin Ana Mendieta, die Amerikanerin Eva Hesse oder die Französin Louise Bourgeois. Alina Szapocznikow zerlegte den menschlichen Körper in Fragmente wie Lippen, Brüste, Bauch und Gliedmaßen. Die Zerbrechlichkeit des menschlichen Daseins war Szapocznikow immer bewusst. Als polnische Jüdin verbrachte sie ihre Jugendjahre in Konzentrationslagern, bevor sie über Prag nach Paris zog. 1969 erfuhr die Künstlerin, dass sie an einer Krebserkrankung litt, der sie schließlich mit nur 47 Jahren erlag. Ihr Schaffen der letzten Lebensjahre ist geprägt vom Kampf gegen die Krankheit, der sie den ihr eigenen Sarkasmus entgegenzuwerfen hatte.
> bis 7. Oktober 2018, Kunsthalle Baden-Baden, Lichtentaler Allee 8a, Di-So 10-18 Uhr