Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 09.2005
Verschiedenes Lesungen / Vorträge

 

Das Ende der Sommerpause im Literaturhaus im Prinz-Max-Palais wird von einer Gesprächsrunde zur aktuellen SWR-Bestenliste eingeläutet. Es ist bereits das dritte Mal, dass Mitglieder der Jury, die aus 34 renommierten Literaturkritikern besteht, auf Einladung der Literarischen Gesellschaft nach Karlsruhe kommen, um coram publico über die ausgewählten Bücher zu diskutieren.

Mit von der Partie am 1. September sind Eberhard Falcke von „Die Zeit“, Kirsten Voigt, die hauptsächlich für die Öffentlichkeitsarbeit der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe zuständig ist, sich aber auch als Journalistin in Sachen Kultur einen Namen gemacht hat, und Peter Hamm, der, u.a. als ehemaliger Redakteur beim Bayrischen Rundfunk, nicht nur Chronist und Begleiter des literarischen Geschehens der letzten Jahrzehnte war - er ist auch selbst als Autor in Erscheinung getreten.

Die Moderation übernimmt Jörg Drews, der derzeit an der Universität Bielefeld lehrt. Der ausgewiesene Kenner des Werks von James Joyce ist eine der markantesten Gestalten der deutschen Literaturkritik. Die knapp einstündige Veranstaltung wird aufgenommen und im Programm von SWR 2 ausgestrahlt. Im Rahmen zur Austellung „Dialog Prag-Karlsruhe“ kommt am 8. die tschechische Autorin und Umweltaktivistin Tereza Bouckova ins Literaturhaus. Bekannt geworden ist die Tochter von Pavel Kohout durch ihr 1988 erschienenes Buch „Indianerlauf“, in dem sie recht unverblümt ihre schwierige Kindheit und Jugend im Schatten ihres berühmten Vaters schildert.

Bouckova ist Kolumnistin einer tschechischen Tageszeitung und Schirmherrin der tschechischen Umweltbewegung Duha (Regenbogen). In Karlsruhe wird sie ihren neuen Erzählband „Krepelice“(Wachteln) vorstellen. Tags darauf (9.) kommt mit Eda Kriseova eine Weggefährtin des ehemaligen tschechischer Präsidenten Vaclav Havel ins Literaturhaus. Sie hat die einzige autorisierte Biografie über die Lichtgestalt des Widerstands in der damaligen CSSR geschrieben: „Vaclav Havel - Dichter und Präsident“. Auch ihre eigene Biografie ist mit der wechselvollen Geschichte unseres Nachbarlandes verknüpft.

Nach der Niederschlagung des Prager Frühlings 1968 erhielt die Journalistin Publikationsverbot, ihre literarischen Arbeiten erschienen fortan im Untergrund. Kriseova wurde Sprecherin des „Bürgerforums“, das maßgeblichen Anteil am sang- und klanglosen Abgang des alten Regimes hatte und stand seit 1993 dem Präsidenten Havel als Beraterin zur Seite. Die beiden hochkarätigen Begleitveranstaltungen wurden ermöglicht in Zusammenarbeit mit dem GEDOK Künstlerinnenforum Karlsruhe und der Stephanus Buchhandlung ebenso wie die Lesung aus Erzählungen von Jaroslav Hasek und Bohumil Hrabal, zwei Meistern der tschechischen Fabulierkunst, am 13. (siehe Tagestipp).

Am 27. kommt es im Literaturhaus zu einer badisch-schwäbischen Begegnung der literarischen Art.Noch weitgehend unbekannt ist der Freiburger Kai Weyand (Jahrgang 1968), der erst vor kurzem erstmals mit einem Erzählband in Erscheinung getreten ist. In „Am Dienstag stürzen die Neubauten ein“ geht es in vielen Variationen um die Diskrepanz zwischen den schillernden Bildern, die uns die Medienwelt, insbesondere das Kino, liefert, und die weniger grandiose Realität. Der Stuttgarter Rainer Wochele (Jahrgang 1943) ist hingegen schon lange kein Unbekannter mehr. In der „Stuttgarter Zeitung“ betreut er eine regelmäßige Literaturkolumne. Er veröffentlichte Theater, Romane und Erzählungen. Seine Novelle „Der Flieger“(die in der Klappe bereits vorgestellt wurde) ist eine komplexe Beziehungsgeschichte um einen Sprengmeister, dessen Leidenschaft die Fliegerei ist. Der Eintritt zu dieser Veranstaltung ist frei wie auch der Eintritt zum Vortrag von Heike Schmoll am 29. (19 Uhr) .

Die FAZ-Redakteurin (Ressort Politik), die einen bemerkenswerten Festvortrag anläßlich des achtzigsten Geburtstags der Literarischen Gesellschaft im September 2004 gehalten hat, spricht zum Thema „Verräterische Sprache - Der Verfall des politischen Diskurses auf dem Hintergrund bildungspolitischer Entscheidungen“ (29., 19 Uhr) . Veranstaltungsbeginn ist, wenn nichts anders angegeben, jeweils um 20 Uhr. Gelesen wird aber nicht nur im Literaturhaus, sondern auch erstmals in dem gerade vor kurzem eröffneten Szene-Lokal (Ettlinger-Tor-Platz 3, Eingang Baumeisterstr.3.) Drei junge Literaturtalente aus Karlsruhe stellen sich am 22. (20.30 Uhr) einem (hoffentlich) größeren Publikum.

Nicht mehr ganz unbekannt ist Anja Kümmel, die schon mehrmals -nicht nur in Karlsruhe - öffentlich in Erscheinung getreten, Die 27jährige gebürtige Karlsruherin hat immerhin schon einen Roman („La Danza Mortale“) vorgelegt. Ihre Kurzgeschichte „Bei lebendigem Leib“ wird in der neuen „allmende - Zeitschrift für Literatur“ veröffentlicht. Auch Oliver Koch hat schon mit Lesungen und einigen Veröffentlichungen (z.B. in der Reihe „Fragmente“) auf sich aufmerksam gemacht, dagegen ist die Dritte im Bunde, Mandy Weigel, ein absoluter Newcomer auf der literarischen Bühne. Das kann sich jetzt ändern.
ko.

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