„Ich habe noch nie ein so persönliches Stück gespielt,“ sagt Sven Djurovic, der ab dem 4. Mai am Karlsruher Sandkorn in Joop Admiraals „Du bist meine Mutter“ abwechselnd in die Doppelrolle von Mutter und Sohn schlüpft. Schon 1981, lange bevor das Thema Demenz in Filmen und Medien zum Thema wurde, hatte der Holländer das Stück über die Beziehung zu seiner Mutter geschrieben, die im Verlauf weniger Monate in die Demenz abdriftete.
Wöchentlich besucht der Sohn seine Mutter im Pflegeheim. Er hilft ihr beim Anziehen, nimmt sie mit in die Sonne raus und redet mit ihr, versucht gemeinsame Erinnerungen lebendig werden zu lassen. Doch das Gespräch gerät immer wieder auf seltsame Pfade. Sandkorn-Leiter Erik Rastetter, der den seit über 30 Jahren vielgespielten Theaterdialog für einen Spieler mit dem Schweizer Schauspieler inszeniert, kennt die Begegnung mit dementen Menschen noch aus seiner Zeit als Zivildienstleistender und auch beim Besuch der bald 100-jährigen Großmutter begegnet er Menschen, deren Verstandeskraft deutlich nachgelassen hat. „Es ist die große Stärke dieses Stücks, dass es auf theatralische Weise sehr viele Aspekte dieser Krankheit anspricht, dass es vor allem aber auch zeigt, dass sie nicht den Weltuntergang bedeuten muss,“ sagt Rastetter, der das Stück auswählte, weil es ein gesellschaftlich relevantes und ernstes Thema intensiv und humorvoll transportiert: „Admiral zeigt, dass es trotz dieser Krankheit durchaus auch heitere, ja komische und beseelte Momente geben kann.
Damit nimmt er uns zwar nicht die Angst vor dem großen Vergessen, aber er eröffnet einen anderen Zugang zu dieser Krankheit.“ Während Admiral freilich aus der eigenen Betroffenheit heraus schrieb und auch selbst spielte, müssen Regisseur Rastetter und sein Schauspieler Djurovic einen anderen Weg suchen. „Admiral sagte einmal, dass nicht er, sondern letztlich seine Mutter das Stück geschaffen habe, da er ja nur aufzeichnete, was sie sagte,“ sagt Djurovic, „davon müssen wir uns erst einmal lösen, da wir diese Geschichte ja so nicht erlebt haben.“ Für Erik Rastetter ist „Du bist meine Mutter“ der Gegenpol zur überaus erfolgreichen Sandkorn-Produktion „1968 - als der Planet Feuer fing“, die allabendlich mit großem Aufwand auf der Bühne ihr Publikum überwältigt und begeistert: „Beide Stücke greifen Themen auf, die von gesellschaftlicher Relevanz sind, aber diesmal wollen wir zeigen, dass das Theater auch im ganz intimen, reduzierten Rahmen zu so intensiven Erlebnissen führen kann.“
(Foto: Jürgen Schurr)
> Premiere 4. Mai 2018, 19.30 Uhr, Vorstellungen bis 16. Juni, Sandkorn Theater, Theaterhaus, Karlsruhe, Kaiserallee 11