Die Autorin, die bereits mit "Weinbrenners Schatten" einen Roman im historischen Karlsruhe ansiedelte, befasst sich erneut mit dieser Zeit. Stilistisch hat sie sich inzwischen gut weiter entwickelt. Sie erzählt von dem als Kalmück in der Stadtgeschichte bekannten Karlsruher Hofmaler, der mit Weinbrenner befreundet war. Als Kind wurde er aus seiner Heimat, der russischen Steppe verschleppt und an den Zarenhof gebracht. Katharina die Große verschenkte ihn an ihre deutsche Verwandtschaft, wo am Karlsruher Hof seine zeichnerische Begabung erkannt wurde. Mit finanzieller Unterstützung kam er zuerst in eine für diese Zeit ungewöhnlich moderne Schule in die Schweiz, später lernte er bei den Künstlern in Rom. In Athen zeichnete er dann Details des Parthenonfries, bevor dessen wertvollste Bauteile nach London gebracht wurden. Schließlich kehrte er nach Karlsruhe zurück, wo er eine gut bezahlte Stelle als Hofmaler bekam. Den Schwerpunkt des Romans legt Petra Reategui, die für dieses Werk sehr viel recherchierte, auf Feodors Zeit in Rom und in Athen. Immer wieder geht es auch um die Frage der eigenen Identität, denn ihr Kalmück kann sich an seine Kindheit und Muttersprache nicht erinnern, ist gleichzeitig ein Karlsruher und doch ein Fremder. Einesteils gewinnt er durch seine Zeichnungen große Anerkennung, gleichzeitig glauben viele Zeitgenossen, dass "so einer" nicht zu wahrem Kunstverständnis fähig ist.
> triglyph Verlag, 400 Seiten, 19,90 Euro