Da gibt es seit vier Jahren die Band Endless Second, bei der Nicolai Dörr Gitarre spielt und singt, auf Englisch. Die Band gibt es weiter, aber irgendwann war ihm das allein nicht mehr genug, und er schuf mit Najenko eine Kunstfigur, die deutsch singt und Klavier spielt. „Auf Deutsch kann ich mit Worten anders spielen“. Najenko hat den 2. Platz der Jury beim New Bands Festival belegt – mit einer Grenzgänger-Musik, die selbst in die Genres Jazz, Pop, Hip Hop, „Schlechter Schlager“ verortet sein will, sich aber abgrenzt von der derzeit gehypten Riege deutschsprachiger „Songpoeten“: „Viele von diesen Musikern, die da aus dem Boden gestampft werden, machen eigentlich Schlager im Popgewand.“ Dörr schreibt und singt lieber sperrige Sätze wie „Noch n Shoppingwagen für unser Dopamin. Wie Heuschreckenplagen, wenn wir durch die Städte ziehn. Wir leben wie Monarchen als hätten wirs verdient.“ Ja, das ist auch politisch. Auf eine Art, wie vielleicht auch Sven Regener politisch ist, der zu seinen „Vorbildern“ gehört. Für den 23-jährigen Musiker gab es aber nie eine Initialzündung nach dem Motto: Da macht einer was, das will ich auch machen, aber: „Ich fand schon immer faszinierend, dass Menschen eine Figur schaffen, die für sie spielt. Leute wie die Figur Falco oder auch Helge Schneider in gewisser Art und Weise. Dass ich auch nicht als Nicolai Dörr auf die Bühne gehe, sondern als eine anderer, der auch eine Geschichte haben kann, die in seinen Liedern drin steckt, die aber so nie passiert ist.“ Eine Kunstfigur, die Dinge sagen kann, die Nicolai Dörr so nicht sagen würde. Die, sagt er nachdenklich, sei noch nicht fertig entwickelt. „Trete ich am Ende wieder als ich selbst auf? Das entsteht vielleicht erst, wenn man eine Weile gespielt hat“. Eine CD ist in Arbeit, aber. „Wir sind immer noch in der Soundfindung. Meine Grundidee war, klassischen Combo Jazz mit Pop zu vermischen, was mir teilweise gelungen ist. Ich würde gern noch mehr Bläser und ein paar HipHop-Elemente einsetzen. Ich werde aber nicht etwa anfangen zu rappen.“