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Archiv: 11.2017
Verschiedenes Bücher

 

Buchbesprechung: Michael Finkel - Der Ruf der Stille

Die Geschichte von Christopher Knight, der ab 1986 für 27 Jahre in den Wäldern des amerikanischen Bundesstaates Maine verschwand, wird von dem Journalisten Michael Finkel nach zahlreichen persönlichen Gesprächen mit dem Einsiedler und mit Menschen aus seinem Umfeld rekonstruiert. Finkel schrieb keinen chronologischen Roman über einen Mann, der sich in Amerika vor der Zivilisation versteckte, sondern kombiniert einzelne Fragmente mit allgemeinen Recherchen zu anderen Einsiedlern, zu den unterschiedlichen Motivationen dieser Menschen und der Geschichte des vielfältigen Eremiten. Finkel erzählt zuerst, wie der Mann, der jahrzehntelang im Wald lebte und sich so lange Zeit mit kleinen Diebstählen aus Ferienhäusern mit Lebensmitteln, Kleidung und Büchern versorgte, schließlich von einem Polizisten gefasst wird. Danach berichtet der Autor, wie es ihm nach vielen Briefen und bei einigen Besuchen im Gefängnis gelang, mit dem menschenscheuen Mann so eine Art brüchiges Vertrauensverhältnis aufzubauen und einiges über dessen Leben im Wald zu erfahren. Er gibt aber auch die Aussagen der Menschen wider, die in dieser langen Zeit das unheimliche Phantom, das so oft in ihren Häusern eingebrochen ist, teilweise fürchteten, teilweise aber auch mit Essen versorgen wollten. Was bringt jemanden dazu, 27 Jahre lang zu keinem einzigen Menschen Kontakt haben zu wollen. Wie überlebt man mitten im Wald die eiskalten Winter? Und natürlich versucht der Autor auch zu erfahren, wie es Knight in der Zeit im Gefängnis und danach beim Versuch der Resozialisierung ging. Ein ungewöhnliches Buch! - gk > Goldmann Verlag, 256 Seiten, 18 Euro oder als eBook 13,99 Euro