Auch wenn der 1977 geborene Nigerianer bereits auf der venezianischen Biennale wie jüngst auf der documenta und den Skulptur Projekten in Münster - damit drei der bedeutendsten Kunstschauen der Gegenwart - vertreten war, hat der in Lagos und Berlin lebende Künstler seine erste große Einzelausstellung nun doch erst im beschaulichen Kurort an der Oos. Umso irritierender wirkt hier seine auf Interkulturalität und die Auseinandersetzung mit Migration setzende Kunst, denn auch wenn Baden-Baden ein betont internationales Publikum haben mag, ist die Hautfarbe doch deutlich hell. Was aber bedeutet es, als Schwarzer in Europa zu leben? Das ist gegenwärtig eine zentrale Frage im vielgestaltigen Werk des Künst-lers, der sich nicht auf das Visuelle beschränkt, sondern betont auch auf das Ohr und den Geschmacksinn setzt. So begrüßt die Besucher der Baden-Badener Kunsthalle ein Lautsprecherchor, der eine höchst vertraute Melodie anstimmt. Und zwar das Deutschlandlied, gesungen von einem Berliner Gospelchor, „Einigkeit und Recht und Freiheit“ in zehn verschiedenen afrikanischen Sprachen, den Muttersprachen der Chormitglieder. Dazu gibt es ein von Ogboh speziell gebrautes Schwarzbier, das auch von der documenta bekannte "Sufferhead Original“ mit den Geschmacksnoten Kaffee, Schokolade, Mango und einem Hauch Chilli. Denn Schärfe, sagt Ogboh, ist das, was viele Afrikaner am europäischen Essen vermissen. "Einmal schwarz, immer schwarz" lautet der Slogan der dazu geschaffenen Kampagne, für die Ogboh im exklusiven Casino mit Personen mit afrikanischem Hintergrund, die in der Stadt Baden-Baden und im Umland leben, ein Werbevideo gedreht hat. Lustvoll und hintergründig spielt Ogboh mit dem Perspektivenwechsel und erhellt durch Schwärze. Zuviel vom flüssigen Schwarz sollte man freilich nicht zu sich nehmen, schließlich handelt es sich um ein Starkbier, und dass könnte im Übermaß durchaus für einen Sufferhead sorgen.
> 11. November 2017 bis 4. Februar 2018, Staatliche Kunsthalle Baden-Baden, Lichtentaler Allee 8 a, Di-So 10-18 Uhr