Chiffrierte Welt > Peter Weibel liebt großangelegte Konzepte und vollmundige Ankündigungen. Nicht immer erfüllen sich seine Hoffnungen. So blieb die Globale zumindest beim Publikumsinteresse hinter den Vorbildern einer documenta oder einer venezianischen Biennale weit zurück, doch mit der Stadtkunstausstellung zum Karlsruher Jubiläum und mehr noch den Schlosslichtspielen, deren dritte Auflage gerade zu Ende ging, übertraf der Medienkunstpionier und ZKM-Chef bei weitem sämtliche Erwartungen. Mit Open Codes will er nun einen neuen Coup landen und nichts weniger als das „Leitbild musealen Ausstellens verändern“. Zum Verständnis einer Welt, die in immer stärkerem Maße durch Codes und Algorithmen bestimmt ist, soll diese Ausstellung verhelfen, indem sie wissenschaftliche und künstlerische Arbeiten zu einem gewaltigen Lernstadl vereint. In gelöster Atmosphäre sollen im ZKM Wissen vermittelt, vor allem aber Hintergründe und Mechanismen erfahrbar werden, die unsere Gegenwart und Zukunft determinieren. So zeigt etwa die britische Künstlerin Helen Knowles ihren fiktiven Prozess gegen einen intelligenten Algorithmus, der das Leben mehrerer Menschen auf seinem „Nichtgewissen“ hat. Ihr Landsmann James Bridle hingegen setzt ein autonomes Fahrzeug auf eine falsche Fährte und lässt es in der Falle ziellos rotieren. Das Künstlerkollektiv UBERMORGEN.COM thematisiert in einer Videoarbeit die Tatsache, dass die Volksrepublik China durch ihre Mining-Aktivitäten jüngst zum weltweit größten Bitcoin-Produzenten geworden ist und Cerith Wyn Evans lässt in seinen poetischen Installationen Muranoglasleuchter geheimnisvolle Botschaften in Morsesprache verbreiten. Spannende Ansätze allemal, die Open Codes für ein knappes Jahr zu einer idealen Schule für aufgeklärte Bürger werden lassen könnten. Man darf gespannt sein.
> Fr 20. Oktober 2017 bis So 5. August 2018, ZKM_Lichthof 8+9, Karlsruhe, Lorenzstraße 19, Mi bis Fr 10-18 Uhr, Sa und So 11-19 Uhr