Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 09.2006
Verschiedenes Bücher

 

Albert Geiger >Die versunkene Stadt

Aus dem ersten Kapitel des 1924 erschienenen Romans „Die versunkene Stadt“ wird seit Jahrzehnten gerne auszugsweise zitiert, wenn von den tatsächlichen und vermeintlichen Mängeln des Karlsruher Kulturlebens die Rede ist. Jetzt liegt der viel zitierte Schlüsselroman des Journalisten und Schriftstellers als erster Band der Kleinen Karlsruher Bibliothek vor, die der Info-Verlag in Zusammenarbeit mit der Literarischen Gesellschaft herausgibt. Die Lektüre beschert dem Leser die ernüchternde Erkenntnis: Mit dem ersten Kapitel hat Geiger auch schon viel von seinem Pulver verschossen.Ganz überwiegend breitet er die Geschichte des Scheiterns seiner Ehe und der aufkeimenden Liebe zu einer Schauspielerin aus, allerdings so selbstmitleidig, unironisch, verklemmt, ja manchmal geradezu schwülstig, dass sich schon die Frage stellt, ob die Erneuerung des Karlsruher Kulturlebens, die sich die von ihm geführte „Vereinigung heimatliche Kunstpflege“ auf die Fahnen geschrieben hatte, wirklich zukunftsweisend gewesen wäre. Am stärksten ist Geiger immer dann, wenn er von sich selbst absieht, z.B.in den Bemerkungen über den greisen Malerfürsten Hans Thoma oder den Einblicken in das Treiben am Hoftheater. Geiger starb bereits 1915, er wurde nur 49 Jahre alt. Das Nachwort von Hansgeorg Schmidt-Bergmann erhellt vieles, was im Roman im Dunkeln bleibt. -ko > Info Verlag Karlsruhe, 288 Seiten, 14,80 Euro