Strawalde > Unter dem Eindruck des Krieges, den er als Kind und Jugendlicher mit all seinen Schrecken kennengelernt hatte, studierte Jürgen Böttcher, der sich später nach seinem Heimatdorf Strawalde nennt, 1949 in Dresden Malerei. Mit dem Aufkommen der Doktrin eines sozialistischen Realismus sieht er für seine persönliche, von Picasso inspirierte Kunst in der DDR keine Perspektive und sattelt um. Nach dem Studium an der Hochschule für Filmkunst in Potsdam wird er zum festangestellten Filmemacher der DEFA, doch auch hier eckt der 1931 geborene Sachse schnell an. Sein im Stile des Verismus gedrehter einziger Spielfilm verschwindet noch vor Fertigstellung im Giftschrank, spätere Dokumentarstreifen bleiben ungezeigt. Erst nach dem Fall der Mauer, über den er einen seiner eindrücklichsten Filme drehte, erfährt Strawalde die verdiente Würdigung, als Filmemacher und als Maler, als der er nach 1990 eine beflügelt kreative Phase erfährt. Seine zwischen Abstraktion, freier Gestik, figürlichen und surrealen Elementen pendelnden Gemälde, Collagen und zeichnungen hängen ebenso im Bundestag wie in den großen Museen und doch zählt der in Berlin lebende 86-Jährige, der einst gemeinsam mit Gerhard Richter studiert hatte und den kürzlich verstorbenen A.R.Penk unterrichtete, in der Breite auch heute noch zu den zu entdeckenden Geheimtipps der deutschen Kunstszene.
> bis 29. Juli 2017, Galerie Schrade, Zirkel 34-40, Karlsruhe, Di. bis Fr. 13 - 18 Uhr, Sa. 11 - 14 Uhr.