„Ich hätte gern angenehme Bilder gemacht, aber es hat mich immer etwas daran gehindert“, sagte Boris Lurie, der die Grundlagen seiner Kunst nach eigenen Angaben im Konzentrationslager Buchenwald erwarb. Das war nur eines von vier Lagern, die der 1924 in einer wohlhabenden Familie im damaligen Leningrad geborene und in Riga aufgewachsene Boris Lurie überlebte, ehe er 1946 mit seinem Vater in die USA emigrieren konnte. Seine Kombination von Holocaust-Motiven und anzüglichen Pin-Up-Girls sorgte in den 60er-Jahren für kurzzeitiges Aufsehen, ehe Lurie von der Kunstszene weitgehend ignoriert wurde. Mit der von ihm mitbegründeten „No!art“-Bewegung verweigerte sich Lurie, der als erklärter Antikapitalist seinen Lebensunterhalt durch Börsengeschäfte sicherte, dem zunehmend kommerzialisierten Kunstbetrieb und protestierte gegen die Gefälligkeiten des abstrakten Expressionismus und der Pop-Art, deren stilistischer Mittel er sich freilich bediente. Erst in den vergangenen fünf Jahren wird der 2008 in Israel begrabene Künstler zunächst in den USA und seit kurzem auch in Deutschland ernsthaft wahrgenommen. Neben großen Ausstellungen im Jüdischen Museum in Berlin und in Nürnberg ist dies auch dem Film des Mannheimer Filmemachers Rudij Bergmann zu verdanken, der mit Lurie bis zu dessen Tod befreundet war. Im vergangenen Jahr war sein experimenteller Dokumentarfilm, der Lurie als mutigen Künstler porträtiert, der sich unkonventionell und mit einer großen Portion Frechheit dem Thema des Holocaust widmete, beim Festival des deutschen Films für den Publikumspreis nominiert. > ZKM-Vortragssaal, Karlsruhe, Lorenzstraße 19, 19 Uhr, Eintritt frei