Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 09.2006
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Sprayartist Dome

Künstler mit der Dose

Kunst an der Fassade

Bisher war Kunst auf Karlsruher Straßen fast nur in plastischer Form zu sehen. Vor wenigen Wochen gestaltete nun der 31-jährige Dome alias Christian Krämer im Auftrag der Volkswohnung in der Zähringerstr. 55 ein 16m hohes Fassadengemälde, das neue Impulse ins Stadtbild bringt.

Vor 11 Jahren begann Dome sein Künstlerdasein mit der Dose. Als Jugendlicher probierte er nur so zum Spaß an legalen Flächen, zum Beispiel bei Jugendzentren. Später folgte das Graphikdesign-Studium an der HfG Mainz. In den vergangenen Jahren konnte man viele seiner außergewöhnlichen Kreationen an den Free Walls am Messplatz und unter den Brücken entlang der Alb bewundern. Er hat auch schon mehrmals bei „DAS FEST“ gemalt, den Graffiti-Teil teilweise selbst mitorganisiert. Inzwischen arbeitet er als freischaffender Künstler und ergänzt sein Spektrum auch auf Leinwandarbeiten und Zeichnungen.
Obwohl er mit der Sprühdose arbeitet geht seine Kunst über Graffiti hinaus, denn basiert diese auf Schriftzügen (Tags), gestaltet Dome wohl durchdachte, außergewöhnlich dreidimensional wirkende Bilder. Ihn stört es nicht, dass seine Bilder an den freien Flächen nach einiger Zeit wieder von anderen übersprüht werden. Dome versteht diese als Übungsflächen, so wie einen Skizzenblock.
Heute malt er nicht mehr auf solche Wände, bekommt stattdessen bundesweit Aufträge und arbeitete auch schon in Holland oder auf der größten europäischen Modemesse in Berlin. Werbung macht er keine dafür, alles kommt durch Mundpropaganda. Im Metropolis in der Scheffelstraße malte er Portraits von James Brown, Ray Charles und anderen Legenden, doch lieber erzählt er mit seinen Bildern Geschichten, statt einfach nur ein Portrait zu fertigen. Freie Gestaltung zieht er reinen Auftragsarbeiten vor.
Auf seinen neueren Werken sieht man oft Puppenlandschaften, deren Thema Maskerade ist. „In den Puppen stecken normale Leute, jeder trägt durch sein Verhalten und seine Kleidung eine Art Maske“, so Dome. „Auch die Suche nach Wahrheit ist ein Thema, und viele Figuren haben eine Eierform, was gewissermaßen eine Wiedergeburt ist.“ Viele Betrachter bezeichnen die Bilder auf den ersten Blick als niedlich, doch jedes hat einen tieferen Sinn. So erstrecken sich auch auf dem mit verschiedenen Streichfarben und Sprühdosen gemalten Bild in der Zähringerstraße Puppen und Masken bis zum Horizont. Eine Flötenspielerin soll die Suche nach der inneren Wahrheit symbolisieren, und die Vögel im oberen Bildbereich stehen für die allgegenwärtige Möglichkeit eines Perspektivwechsels. Statt der geplanten Arbeitszeit von 6 Tagen wurden zwei Wochen daraus, da viele Passanten stehen blieben und mit dem Künstler zu diskutierten begannen. Überwiegend waren die Reaktionen positiv.
Irgendwann, so hofft er, sollen sich seine Fassadenbilder wie eine Geschichte durch die ganze Stadt ziehen. Dazu will er mit Immobilienfirmen und der Stadt reden. Darauf kann man gespannt sein. Vielleicht weist in ein paar Jahren jeder Karlsruher Stadtführer auf einen Dome-Bilderzyklus hin.

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