Viele Krimischreiber bringen wieder ihre Texte an exquisiten Schauplätzen zu Gehör, die im Rahmen der Krimitage kulturell zweckentfremdet werden. In das Heizkraftwerk West dürften die wenigsten schon einen Blick geworfen haben. Am 24. (18 Uhr) liest dort der Bestseller-Autor Veit Etzold aus seinem neuen Buch „Dark Web“ , einer hochaktuellen Darstellung der Gefahren, die im Dunkeln des Internet lauern. Am selben Abend (20 Uhr) liest Elisabeth Herrmann (siehe Bild) im Fasanenschlössschen (Richard-Willstätter-Allee 2) aus ihrem neuen Buch „Totengebet“, in dem sie ihren Helden erstens einen Mordverdacht aussetzt und ihn zweitens nach Tel Aviv befördert, wo er einem dreißig Jahre zurückliegenden Verbrechen auf die Spur kommt. Bei beiden Veranstaltungen ist der Eintritt frei. Da das Platzangebot aber begrenzt ist, sollte man sich vorab Karten beim Kulturbüro (Zähringerstr-65.Tel. 0721/1334074) besorgen. Elisabeth Herrmann liest auch am 25. (15 Uhr) im wunderschönen Feuerbachsaalon der Staatlichen Kunsthalle aus dem Krimi „Die Mühle“, der eher auf ein jüngeres Publikum (ab 14 Jahren) zielt. Beim Wochenendtrip einer alten Schul-Clique wird die Gruppe nach und nach dezimiert.
An die besseren Zeiten des Luxushotels im Schwarzwald erinnert Brigitte Glaser (25., 18 Uhr) in der Nikolauskapelle in Durlach (Basler-Tor-Str.6) mit ihrem Politthriller „Bühlerhöhe“ um ein (fiktives) Attentat auf Bundeskanzler Adenauer. Für ihre gekonnte Verknüpfung von Fakten und Fiktion wurde Glaser selbst von der seriösen Literaturkritik gelobt.
Ein Kuriosum ist der zu einem Restaurant umgearbeitete Salonwagen im Rintheimer Bahnhöfle (Jagdstr.1), wo die Karlsruher Autorinnen Claudia Mummert und Sabine Kampermann Mordsgeschichten zelebrieren (25., 19 Uhr).
Wolfgang Burger gastiert am 25. (20 Uhr) im Musentempel (Hardtstr.27A) und stellt seinen neuen Heidelberg-Krimi „Schlaf, Engelchen, schlaf“ vor, in dem Kripochef Gerlach auf eigene Faust ermittelt. Burger wird begleitet von seiner Lebensgefährtin Hilde Artmeier, die mit „Dunkle Donau“ ihren dritten Krimi um die Privatdetektivin Anna di Santosa vorgelegt hat.
Melanie Raabes Debütkrimi „Die Falle“ wurde gleich ein Bestseller, ihr zweiter Krimi „Die Wahrheit“ steht dem Erstling an Spannung nicht nach. Sarah Petersens Mann Philipp wird bei einer Südamerikareise entführt. Als er unversehrt wieder auftaucht, ist das Medienecho groß. Nur Sarah ist überzeugt, der Rückkehrer ist nicht Philipp. Melanie Raabe liest im ehemaligen Bankhaus Veit Löw Homburger (Karlstr. 11, 26., 18 Uhr). Brünhild Blum, die Heldin der Romane „Totenfrau“ und „Totenhaus“, kann dank der Hilfe eines Zuhälters, der ihr neue Pässe besorgt, in Hamburg mit ihren beiden Töchtern ein neues Leben beginnen. Doch dann verlangt ihr „Wohltäter“ eine Gegenleistung von ihr, sie soll für ihn einen Menschen töten. „Totenrausch“ ist der Abschluss der Trilogie des Innsbruckers Bernhard Aichner (siehe Foto), der seine Visitenkarte im Substage-Cafe (27., 18 Uhr) abgibt.
Kai Hensel ist am 28. (18 Uhr) im Sitzungssaal des Landratsamts (Beiertheimer Allee 2) über den Dächern der Stadt anzutreffen.
Eine Synthese aus Gesellschaftskritik und Krimi ist „Illegal“ von Max Annas. Ein junger Mann wird Zeuge eines Mordes. Da er illegal in Deutschland lebt, meldet er sich nicht bei der Polizei. Doch seine Lage wird prekär, als er in Verdacht gerät, selbst den Mord begangen zu haben. Annas tritt am 29. (20) im noblen Rahmen des Palais Solms (Bismarckstr.24) auf.
Orkun Ertener thematisiert in seinem ersten Roman „Lebt“ im Schwedenpalais (30., 18 Uhr, Hans-Thoma-Str.1) anhand der Geschichte einer Schauspielerin, die ihre Autobiografie von einem Ghostwriter schreiben lässt, die Schrecken und Migrationsbewegungen des 20. Jahrhunderts.
Im Marotte-Figurentheater präsentiert Stephan Ludwig am 30. (20 Uhr) den neuen Fall seines in Halle agierenden Kommissars Zorn.
Andreas Föhr ist mit seinen Alpen-Krimis bekannt geworden, im Mittelpunkt von „Eisenberg“ im Albert-Schweitzer-Saal (31., 19 Uhr, Reinhold-Frank-Str. 48A) steht aber eine gewitzte Rechtsanwältin.
Eva Klingler stellt nicht nur in der Städtischen Galerie ihren neuen Krimi „Trügerischer Schatten“ (29., 18 Uhr) vor, sondern lädt auch noch in ihrem BioBuchLädle (Gerwigstr.33) Krimiautoren aus der Region zu Lesenachmittagen bei Kaffee und Kuchen ein. Unter anderem lies hier bei den Nachmittagsmorden um 16 Uhr am 25. Bernd Hettlage aus seinem genialen "Das Geheimnis von Karlsruhe ", gewissermaßen eine äußerst unterhaltsame Art Dan Brown in Karlsruhe. Um einen brutalen Serienmörder geht es am 30. bei Sabine Geissel in "Der Igel im Meer" und bei Harald Kiwull führt am 31. "Die Trüffel-Connection" einen Karlsruher Strafrichter nach einem Überall bis in die Region Valencia.
-ko
> 24. März bis 2. April 2017, verschiedene Aufführungsorte in Karlsruhe, www.karlsruher-krimitage.de