Vom Brauer bis zum Chorkind - quer durch die Gesellschaft - haben Pfarrer Dirk Keller und seine Mitarbeiter von der evangelischen Stadtkirche Karlsruhe über zwanzig Personen aus unserer Stadt ausgesucht, und sie Themenbereichen wie Arbeit, Trauer, Musik, Kommunikation, Fürsorge zugeordnet, über die sich Luther - jeweils belegt durch Zitate - so seine Gedanken gemacht hat. Als begleitende Kunstaktion für das Projekt „Luther - einer von uns“ modellierte der Künstler Harald Birck die Köpfe der betreffenden Personen in Ton.
Bildhauernder Maler
Maler, Fotograf und Bildhauer Birck ist in Heidenheim geboren, arbeitet und lebt in Berlin und in Görzke, einem Dorf in Brandenburg, studierte in den 80er Jahren an der Staatlichen Kunstakademie in Karlsruhe und war Meisterschüler von Professor und damaligen Rektor Klaus Arnold. „Wir zeichneten Modellstudien ohne Ende. Ich lernte dadurch das Arbeiten mit Modell. Etwas vor sich zu haben, auf das ich reagiere, war für mich sehr inspirierend.“ Die Mitarbeit an der Ausführung der Wandmalerei im Badischen Staatstheater unter Arnolds Anleitung sieht er als „Praktikum an der großen Wand“ an. Birck sieht sich selbst als malender Bildhauer, eher noch als bildhauernder Maler.
Wieviel Abstraktion lasse ich zu
"Bei Porträts - ob Malerei oder Bildhauerei - gibt es immer die Diskussion um die Frage, wieviel Abstraktion lasse ich zu, denn die Ähnlichkeit mit der Person, muss ja vorhanden sein. Diskussionen sind - und waren immer - üblich. „Ich bin als Künstler aber nicht nur für das äußere, sondern vor allem auch für das innere Bild der Person zuständig - so wie ich es sehe. Deshalb führe ich die mehrstündigen Gespräche, in denen ich mich auf den Menschen einlasse, auf seine Gefühlswelten eingehe.“ Es ist immer ein Balanceakt zwischen der Sicht des Künstlerrs und des Porträtierten.
Bircks Skulpturen haben einen angedeuteten Oberkörperansatz mit Kleidung. Sie sind nach unten offen und bekommen dadurch eine Leichtigkeit, trotz ihrer merklichen Überlebensgröße von fast 70 cm. Ihre dezente Farbigkeit bekommen sie hauptsächlich durch die verschiedenen Westerwälder Tonsorten und die Struktur der Oberfläche ist rauh gefurcht.
Den richtigen Ton getroffen
Harald Birck hat sich mit seinen Tonköpfen bereits einen Namen gemacht: In Zusammenarbeit mit der Berliner Stadtmission entstand 2006 das Projekt „Auf Augenhöhe“ mit 70 Porträtbüsten von Obdachlosen. Auch Prominente saßen bei ihm schon geduldig Porträt. Dann kam Luther: "Für mich war Martin Luther seit meiner Kindheit ein Held. Da war für mich 2010 die Auftragsarbeit für eine Lutherbüste in Bronze vom Luther-Hotel Wittenberg etwas Besonderes."
Nun ist der Reformator wieder sein Thema: diesmal allerdings wieder in Ton und als Inspiration für die zweiundzwanzig Karlsruher Köpfe.
Zu sehen sind alle Köpfe zur Eröffnung der Reformation-Veranstaltungsreihe in der Lutherkirche und zum Abschluss am Reformationstag in der Stadtkirche am Marktplatz.
Luther - einer von uns: Präsentation der Köpfe mit Festgottesdienst und anschließenden Lutherfest - (siehe rechts oben)