Gewinnerstück im Sandkorn-Jugendclub ab März
Mitten in der Geschichtsstunde, als die Lehrerin gerade über das Wahlrecht der Frauen spricht und die meisten Schülerinnen der Mädchenschule langsam wegdösen, blinken die Handys auf, es brummt und piept: ein Nacktfoto einer Mitschülerin erscheint auf den Displays. Innerhalb weniger Sekunden ist die gesamte Schule eingeweiht. Doch anstatt mit dem Mädchen zu sprechen, machen Gerüchte über sie die Runde. Die Angst, den eigenen Ruf zu ruinieren, lässt die Schulkameradinnen auf Abstand gehen. Als kurz darauf wieder ein Nacktfoto, diesmal das eines beliebten Jungen, die Runde macht, fallen die Reaktionen komplett anders aus. "Ich habe selten ein Stück erlebt, das sofort mit so einer positiven Energie aufgenommen wurde wie dieses“, berichtet Christian Theil über "Mädchen wie die“, das der Leiter des Jugendclubs am Sandkorn-Theater derzeit gemeinsam mit seiner Kollegin Birgit Voigt einstudiert. Der kanadisch-britische Autor Evan Placey hatte sich mit dem Stück über Teenager, soziale Medien und Cybermobbing durch den baden-württembergischen Jugendtheaterpreis 2016 und den Writers’ Guild Award of America empfohlen. "Sein Stück trifft ziemlich genau den Nerv der Jugendlichen“, so Theil über das in einer Mädchenklasse spielende Drama, das über das tagesaktuelle Thema weit hinaus geht. "Das Erschreckende ist die irrationale Eigendynamik, die so eine Gruppe annehmen kann. Das ist freilich nichts Neues, und das kennt auch die Elterngeneration. Die heutigen Medien sind allerdings viel stärkere Anstifter und mit ihrer Hilfe kann man innerhalb weniger Minuten eine Welt zerstören“, so der Theatermann, der berichtet, dass der teils in drastischer Sprache geschilderte Stoff für ein paar Theaterwillige wohl zu hart gewesen sei. Die anderen aber stürzten sich mit Begeisterung auf "Mädchen wie die“ und lernten innerhalb der Weihnachtsferien bereits den Großteil des Textes. "Das war sinnvoll, um mit einem so textlastigen Stück auch wirklich probieren zu können“, so Theil, der mit zwei dutzendköpfigen Mädchenensembles probt, zu denen sich für eine Reihe von männlichen Kleinrollen jeweils zwei Jungs als Darsteller gesellen. "Es gibt bei uns keine erste und zweite Besetzung. Beide Teams sind gleichwertig. Aber die Konkurrenz von zwei Besetzungen hat sich in der Vergangenheit nicht nur deswegen bewährt, weil wir damit eventuelle Ausfälle durch Krankheit oder vor wichtigen Klassenarbeiten kompensieren können, tatsächlich haben sich die alternierenden Gruppen qualitativ auch gegenseitig hochgeschaukelt.“
> Premieren am 7. und 8. März 2017, jeweils 19:00 Uhr, Sandkorn-Theater, Karlsruhe, Kaiserallee 11