Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 01.2017
Theater, Comedy, Show Comedy und Kabarett

 

Der Tod

Gespräch über die neue Image-Kampagne

Schwarze Kutte, das Gesicht mit der Kapuze verdeckt und in der Hand eine Sense – so steht er auf der Bühne, der schreckliche Tod. Doch "schrecklich“ war einmal, denn dank seiner erfolgreichen Imagekampagne in den letzten Jahren konnte er sein Publikum davon überzeugen, dass die Angst vor dem Tod völlig unbegründet ist. Ganz im Gegenteil: es wurde über den Tod sogar viel und herzhaft gelacht. Mit seiner neuen, inzwischen dritten Kampagne möchte er, dass auch die letzten Angsthasen endgültig ihre Ruhe finden. Klappe auf sprach mit dem Tod über seine aufreibende Arbeit und besonderen Erlebnisse. Dass dies per Telefon geschah, hatte für uns den Vorteil, dass eine gewisse Distanz gewahrt bleiben konnte. Aus dem gleichen Grund lehnten wir auch spontan das angebotene „Du“ ab. Bei allem Spaß: sicher ist sicher.

Nehmen Sie für Ihre Programme auch die Unterstützung von Ghostwritern in Anspruch?

Nein, nein. Das kommt alles von mir allein. Ich habe noch Ideen für die nächsten Jahrzehnte. Das Thema stirbt so schnell nicht aus.

"Happy Endstation“ ist ein Last-Minute-Reiseführer. Was der Einzelne aber an seinem allerletzten Reiseziel wirklich erwartet, darüber ist von Ihnen nichts zu erfahren.

Richtig: ich gebe nur Ausflugstipps, beispielsweise in Teufels Küche, eine Bootsfahrt auf dem Jordan, ein Trip zur Wolke 7. Aber alles weitere bleibt der Fantasie des Einzelnen überlassen.

Zum ersten Mal treten Sie mit ihrer Praktikantin Exitussi auf. Ist ihre rosa Kutte für Sie eine solche optische Provokation, dass sie deshalb nicht sprechen darf?

Nein, nein - mein Geschmack ist es zwar nicht, aber ich finde, das Rosa steht ihr. Sie muss schweigen, weil für ihre spätere Ausbildung Ewige Ruhe einfach sehr wichtig ist. Ich hoffe, sie macht sich gut, damit sie mich später mal vertreten kann. Die Doppelbelastung auf der Bühne zu stehen und die Besuche als Tod bringt mich sonst noch um.

Apropos Bühne: wo haben sie bisher ihre Imagekampagne präsentiert?

Ungefähr ein Drittel war ich auf Kleinkunstbühnen zu sehen, aber auch in Kirchen, Bestattungsinstituten, Krankenhäusern und Friedhöfen. Ich hatte sogar Sterbenskranke, die mir, so lange es eben ging, auf meiner Tour nachgereist sind. Einmal trat ich beim Deutschen Hospiztag vor hundert Sterbenden auf, die haben das gefeiert. Paradox, dass der Tod erst vorbei kommen muss um sie fröhlich zu stimmen. Ich bin auch schon mal vor 100 Nonnen aufgetreten, die sahen mit ihren Kutten ähnlich aus wie ich. Ich dachte, es sei ein Fanclub-Treffen, aber mein Auftritt war das Geburtstagsgeschenk für die Oberschwester.


Länder wie Saudi Arabien dürften für Sie doch ideale Urlaubsziele sein. Dort sind schwarz verhüllte Menschen ein vertrautes Bild. Da läuft vermutlich keiner bei ihrem Anblick schreiend davon.


Da muss ich gar nicht so weit weg fliegen. Wenn ich in Berlin mit Kutte und Sense spazieren gehe, fällt das überhaupt nicht auf. Das ist dort eher noch normal. Neulich habe ich in der U-Bahn einen als Indianer Verkleideten mit Pferd gesehen. Alles völlig normal.

Dann ist es vermutlich auch normal, dass wir uns auf eine Begegnung mit dem Tod, freuen. Bis bald! (obwohl: ein mulmiges Gefühl bleibt beim Tippen dieser Sätze) -ajh

Rantastic

Aschmattstr. 2

76532 Baden-Baden-Haueneberstein

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