Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 08.2006
Verschiedenes Meldungen

 

Teilzeit rauchfrei

Komromiss zur Probe

Wer im vergangenen Jahr in Ländern der EU seinen Urlaub verbrachte wird
festgestellt haben wie sich das Klima für den rauchenden Teil der
Bevölkerung verschlechtert, die Luftqualität aber deutlich verbessert hat..
Nichtrauchergesetze, von Land zu Land unterschiedlich streng gehandhabt
verbannen immer mehr den blauen Dunst aus dem öffentlichen Raum, bzw. aus
den Innenräumen die der Allgemeinheit zugänglich sind. Stückchenweise wird
die Toleranzgrenze nach unten geschraubt, Orte an denen noch geraucht werden
darf sind immer schwieriger zu finden. Auch auf deutschen Bahnhöfen, wo die
Raucherbereiche an den Enden der Bahnsteige liegen oder in kleinen Kammern
auf Flughäfen. Diese Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Im Herbst werden
auch die letzten Bistros der Bundesbahn rauchfrei und auch an Karlsruhe geht
dieser Zug nicht spurlos vorüber. Unter anderem sind das Kaffeehaus Schmidt
in der Kaiserallee, Kais Pizza in der Fritz-Erlerstraße, Espresso Stazione
in der Kreuzstraße und das Hermannshäusle in Blankenloch seit längerem
rauchfrei und weitere Lokalitäten werden bestimmt folgen.
Das Cafe Palaver im Gewerbehof hat nun auch beschlossen ab Anfang August
eine abgemilderte Form des Rauchverbots einzuführen. Nicht ein komplettes
Verbot, sondern eine zeitlich begrenzte Nichtraucherzone.
Im Zuge dieser Neustrukturierung wurde eine Befragung der Gäste
durchgeführt. Die Reaktionen reichten von überwältigender Zustimmung bis zu
der Ankündigung das Cafe in Zukunft zu meiden. Es galt den Interessen der
Gäste Rechnung zu tragen aber auch die Widerstände des Personals in Grenzen
zu halten.
Der gefundene Kompromiss sieht so aus, unter der Woche gilt zwischen 12:00
und 15:00 Uhr und am Wochenende von 9 bis 15 Uhr das Rauchverbot im
Innenraum, während im Wintergarten weiter geraucht werden darf.
Einige Fragen an Shanta Gräber, eine der Inhaberinnen des Cafe Palavers.

Europäische Verhältnisse
Wo wenn nicht im Palaver soll man rauchfrei essen können´

Die Verhängung eines Rauchverbots, ist das vorauseilender Gehorsam, da
dieses vermutlich in den kommenden Jahren eh vorgeschrieben wird oder gab es
andere Gründe zu diesem Entschluss zu kommen´
Shanta Gräber: Die allgemein in letzter Zeit stattfindende Debatte hat das
Thema sicherlich ins Blickfeld gerückt, aber hauptsächlich geht es darum auf
Bedürfnisse zu reagieren und vor allem während der Essenszeiten den Rauch zu
verbannen.

In einem an die Gäste verteilten Fragebogen gab es sicher sehr
widersprüchliche Antworten, doch war der Grundtenor eher polarisierend, pro
und contra oder gleichgültig´
Shanta Gräber: Die Antworten fielen eindeutig aus. Bei mehr als 95% der
ausgewerteten Fragebögen wurde die Maßnahme begrüßt und oftmals wurde auch
darauf gedrängt das Cafe komplett rauchfrei zu halten. Selbst zahlreiche
Raucher reagierten positiv gestimmt, wenngleich manch einer ankündigte
seinen Espresso nach dem Essen an einem anderen Ort zu trinken.

Wie groß ist die Angst (Stamm-)gäste zu verlieren, ohne dies in kurzer Zeit
durch neu hinzugewonnene zu kompensieren´
Die Angst war natürlich vorhanden, aber nicht übermäßig ausgeprägt, da das
Problem offensichtlich ist. Und nach Auswertung der Fragebögen sind wir in
unserem Entschluss bestätigt.

Entsprang der Entschluss, das Cafe rauchfreier zu machen dem eigenen
Wohlfühlwunsch oder kam auch von anderen Seiten die Aufforderung diesen
Schritt zu wagen´
Shanta Gräber: Aus dem Freundes- und Bekanntenkreis kam immer wieder der
Wunsch nach rauchfreiem Frühstück am Wochenende, viele kamen auch nicht
mehr, da sie sich und ihren Kindern Rauch nicht zumuten wollten. Auch
mittags war es gerade im Winter zeitweise zu verraucht, was zu Klagen
führte.

Wie groß sind die Vorbehalte der Kollegen, die zu einem Teil selbst rauchen´
Shanta Gräber: Das ist natürlich für alle eine Umstellung, aber gut
geschluckt ist halb verdaut. Die meisten finden es Überraschenderweise gut..
Ich selbst bin seit Jahren Nichtraucherin und meine Mitinhaberin Raucherin.
Beide sind wir jedoch der Meinung, dass es eine gute und letztlich
überfällige Entscheidung war.

Warum wurde das Rauchverbot zeitlich begrenzt, schafft dies nicht erst recht
Konfliktsituationen´ Z.B. wenn ein Gast nach zwei Kaffees und vielen
Zigaretten, gerade in ein interessantes Gespräch verwickelt, darauf
hingewiesen werden muss, dass er jetzt bitte seine Zigarette auszumachen
hat.
Wäre es nicht sinnvoller gewesen den Qualm komplett zu verbannen und so auch
den Rauchern die nasalen Schlüsselreize zu nehmen, die oftmals automatisch
zur Zigarettenpackung greifen lassen.
Shanta Gräber: Natürlich gab es diese Überlegung. Aber um Punkt 12 ändert
sich die Atmosphäre, die Tagesessen werden an die Tafel geschrieben, die
Kantinengäste kommen und ein neuer Tagesabschnitt beginnt. Es geht darum den
essenden Gästen eine rauchfreie Mittagspause zu garantieren. Aber nach der
Analyse der Fragebögen und dem darin enthaltenen Wunsch nach noch mehr
Rauchfreiheit werden wir dieses Thema sicherlich weiterdenken. Wir müssen
erst mal Erfahrungen sammeln, wer weiss, eventuell wird es in Zukunft
komplett rauchfrei. Eine gewisse Unsicherheit schwingt natürlich mit.