Ziele, Träume, Ideen, Heime und Fluchtpunkte in der Zukunft, das umschreibt der im Rückgriff auf frühere Schreibweisen ungewöhnlich geschriebene Begriff „Heimathen“, mit dem sich das Heidelberger Klangforum auf eine klangliche Forschungsreise begibt. Drei Komponisten, der Württemberger Jan Kopp, der Uruguayer Alvaro Carlevaro und der Wahl-Frankfurter Hannes Seidl, setzen sich in den von ihnen uraufgeführten Werken mit ihren und verschiedenen Heimaten auseinander – mit den durch Vertreibung genommenen oder neu gewählten, vielleicht sogar in der Kunst selbst gefundenen. „Heimat ist immer etwas Retrospektives. Ein Gefühl des Verlusts“, sagt der Regisseur Edgar Reitz. Schon 1924, lange vor seinem Exil, verfremdet Arnold Schönberg in seiner Suite op.29 in produktiver Spannung von vermeintlicher Vertrautheit und Distanz das Ännchen von Tharau, einen Inbegriff des deutschen Volksliedes. Sein Schüler Hanns Eisler führte zusammen mit Bertolt Brecht dieses dialektische Verfahren im kalifornischen Exil weiter: Ihr Hollywood-Liederbuch bearbeitet und vertont Gedichte der deutschen Klassik neu, um sie so „aus dem Prozess geschichtlichen Versinkens herauszulösen, zu aktualisieren, ihnen eine veränderte Resonanz zu verschaffen“. Mit „Heimathen“ kommen die Walter Nussbaum gegründete Schola Heidelberg und das ebenfalls von ihm initiierte Instrumentalensemble aisthesis wieder einmal mit einem spannenden Projekt ans ZKM nach Karlsruhe. > ZKM Kubus, Karlsruhe, Lorenzstraße 19, 20 Uhr