Max Pechstein, Käthe Kollwitz, Otto Dix, Max Slevogt - der Badenweiler Arzt Hermann Haymann baute zwischen 1920 und 1938 eine umfassende Sammlung grafischer Kunstwerke auf. 1943 erwarb die Karlsruher Kunsthalle ein großes Konvolut an Büchern und Grafikmappen vom Finanzamt Müllheim, die dem Juden Haymann 1938 zwangsweise entzogen worden waren, um mit dem Erlös die so genannte „Judenvermögensabgabe“ und die bei seiner Ausreise in die USA zu leistende „Reichsfluchtsteuer“ zu begleichen. Nach dem Krieg meldete die Kunsthalle die Erwerbung bei der US-Militärregierung als Ankauf aus „jüdischem Vermögen“ und erstatte die Kunstwerke 1951 an Haymann zurück. 2015 wurden jedoch im Zuge der Provenienzforschung acht Mappenwerke mit 75 expressionistischen Druckgrafiken und ein Kunstbuch gefunden, die seinerzeit nicht zurückgegeben worden waren. Der Provenienzforscherin Tessa Rosebrock gelang es, die rechtmäßige Erbin zu ermitteln: Haymanns 97 Jahre alte, in Israel lebende Nichte Rina Lior Alexander. Sie verzichtete auf die Rücknahme der Werke und ermöglichte damit der Kunsthalle den Ankauf der Kunstwerke. Die Ausstellung einer Auswahl der schönsten Grafiken zusammen mit Dokumenten hält die Erinnerung an das Schicksal des jüdischen Sammlers wach, macht die Verknüpfung von Kunstwerken mit Biografie und Ereignisgeschichte bewusst und zeigt, wie wichtig Provenienzforschung ist.
> Kunsthalle Karlsruhe, Hans-Thoma-Straße 2-6, bis So 3. Juli 2016, Di-So 10-18 Uhr.
Staatliche Kunsthalle Karlsruhe
Hans-Thoma-Straße 2 bis 6
76133 Karlsruhe
0721 / 9263359
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