In den Augen seiner Mitbürger war Henry David Thoreau ein Faulpelz, der allerdings, ohne dass es jemandem sonderlich aufgefallen wäre, in seiner Dachkammer einige Werke der Weltliteratur verfasste. „Gearbeitet“ hat er selten, nie länger als sechs Wochen im Jahr, etwa als Landvermesser und Bleistifthersteller. Er hatte keine Zeit zum Arbeiten. Er benötigte all seine Zeit, um intensiv zu leben. Mit 27 Jahren verließ der studierte Philosoph und Lehrer 1845 seine Stadt und zog in eine selbstgebaute Hütte am Waldensee, wo er sich ganz dem Leben auslieferte. Die Verweigerung war sein Credo, und der Amerikaner wurde zum Vorbild des Aussteigers und zur Sehnsuchtsgestalt. Anhand des Buchs „Walden - Leben in den Wäldern“ des amerikanischen Transzendentalisten beschäftigte sich der junge Wiener Autor Anatol Vitouch mit dem Menschheitstraum von der Rückkehr in den „Naturzustand“. Sein Bühnenmonolog entstand in einer ersten Probenphase in enger Zusammenarbeit mit dem Inszenierungsteam und dem Schauspieler Maximilian Grünewald, der ihn nun auf die Bühne des Studios im Staatstheater bringt.
> Fr 13. und Mi 18. Mai 2016, jeweils 20 Uhr, Badisches Staatstheater, Karlsruhe, Baumeisterstraße 11