Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 06.2006
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Von den Anfängen bis heute

Sport in Karlsruhe

Im Sallenwäldchen kräftigten Karlsruher Burschen um 1840 ihre Körper. Sie ertüchtigten sich an Geräten wie sie der sogenannte „Turnvater“ Friedrich Ludwig Jahn zur „patriotischen Erziehung“ als Vorbereitung auf einen Kampf gegen Frankreich erstmals 1811 auf der Berliner Hasenheide errichten ließ. Die Ausstellung „Sport in Karlsruhe“ im Stadtmuseum blickt noch weiter zurück bis zu Ritterspielen und Schützenfesten im alten Durlach und schlägt den Bogen bis zu heutigen Großereignissen in der Europahalle und der Messe Karlsruhe.
Die Politik spielte immer wieder eine Rolle. Hatte die älteste, 1721 gegründete Schützengesellschaft der Stadt zunächst rein sportlichen Charakter, so wollte die zweite von 1794/95 wehrhafte Scharfschützen ausbilden - man sah sich von Frankreich bedroht. Turnvereine entstanden im Zuge der bürgerlichen Emanzipation 1848/49, und sie waren Teil der Arbeiterbewegung wie der Arbeiterathletenbund oder die Kampfgemeinschaft für Rote Sporteinheit. „Andererseits war dem Staat unter militärischen Gesichtpunkten daran gelegen, dass seine Bürger fit waren, deshalb wurden Turnhallen und Sportplätze gebaut“, sagt Peter Pretsch, Leiter des Stadtmuseums. Zusammenstehen hieß die Devise, der Spaß am Wettkampf fand erst allmählich Einzug in die deutschen Vereine.
Pionierin war Karlsruhe beim Fußball. Dass sie im 1.FC Phoenix als eine der ersten deutschen Städte dem Ballspiel von der Insel (daher auch der Namen „Engländerplatz“) huldigte, verdankt sie Walter Bensemann, der Kontakte nach England hatte und bereits in der Schweiz einen Fußballverein gegründet hatte, bevor er nach Karlsruhe kam. Rudern, Radfahren, Schwimmen, Leichtathletik gehören zu den Schwerpunkten in der Ausstellung, die die Sportgeschichte durch Großfotos und Filmdokumente anschaulich macht. Sie zeigt kostbare Pokale aus der Kaiserzeit, historische Zweiräder, ein sieben Meter langes Holzruderboot und eine Armbrust des Markgrafen von Baden-Durlach aus dem 17. Jahrhundert als ältestes Exponat. Die Präsentation, die sich auch Einzelpersönlichkeiten wie dem ermordeten jüdischen Fußballer Julius Hirsch widmet, präsentiert Trikots und Olympia-Medaillen der Leichtathleten Heinz Fütterer und Carl Kaufmann, den Tennisschläger von Jürgen Fassbender und den Weltmeistergürtel von Regina Halmich.
Im digitalen Karlsruher Sportarchiv können die Ausstellungsbesucher Vereinsgeschichte selbst erkunden. Vorgestellt wird die bisherige Bestandsaufnahme der 220 Karlsruher Sportvereine. Die Historikerin und wissenschaftliche Dokumentarin Carola von Roth vom Karlsruher Stadtarchiv hat vor knapp zwei Jahren damit begonnen, Fotografien, Sitzungsprotokolle, Mitgliederlisten und Rechnungsbücher zu sammeln und zentral zu archivieren. Als Schenkung oder Leihgabe der Vereine stehen die Unterlagen damit in der Datenbank als Informationsgrundlage für die Forschung zur Verfügung. „Ich war überrascht, wie viel noch vorhanden ist“, freut sich von Roth, die betont, wie wichtig es ist „Historisches zu bewahren“.
> Sport in Karlsruhe. - Von den Anfängen bis heute Stadtmuseum im Prinz Max-Palais, Karlstr. 10 - 2. Juni bis 3. September.

> Im Begleitprogramm stellt am 8. Juni (19 Uhr) Ernst Otto Bräunche das Bürgerprojekt „Erinnerung an die Fußballtradition im Stadtbild“ vor, am 11. Juni (11 Uhr) erinnern sich Aktive an “50 Jahre KSC” moderiert vom ausgewiesenen KSC -Fachmann Heiko Raether (Zitat: „Es weiß doch sonst keiner Bescheid“) und am 18. (11 Uhr) geht es mit dem beliebten Stadionsprecher Martin Wacker in einer Runde mit Funktionären, Sponsoren und Bürgermeister Harald Denecken um den “KSC in Gegenwart und Zukunft”.
Über “Jüdische Fußballer in Karlsruhe” spricht der Journalist Werner Skrentny am 25. (11 Uhr) - (Ort jeweils Stadtmuseum). Es erscheint eine reich bebilderte Publikation. afr

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