Über den Horizont mit Fabienne Seither
Während im Substage in den Sommermonaten weitgehend tote Hose herrscht, reist Fabienne Seither durch die Weltgeschichte. Etwa, um in Kempten den Auftritt der Toten Hosen zu organisieren oder beim Chiemsee Open Air das Comfort-Camping-Angebot durchzuführen und die Task Force zu leiten. Zwischendurch hatte sie die Künstlerbetreuung auf der Hauptbühne beim Karlsruher Fest übernommen. Seither ist die „Neue“ beim Substage, neben Jörg Erckenbrecht verantwortlich für das Programm und Ansprechpartnerin für Öffentlichkeitsarbeit und soziale Medien.
Die studierte Literaturwissenschaftlerin kennt das Veranstaltungsgeschäft von vielen Seiten. Früh schon hatte sie versucht, ihren Lebensunterhalt auf der Grundlage der Musik zu bestreiten, im Plattenladen gearbeitet und auch eigene Konzerte veranstaltet. „Neben der Liebe der Musik ist es der Reiz, Menschen aus aller Herren Länder und unterschiedlichste Lebensbedingungen und -konzepte kennenzulernen“, sagt Fabienne Seither über ihre Motivation, im anstrengenden Veranstaltungsbusiness zu arbeiten, „aber letztlich bin ich da hineingerutscht. Es war nicht mein Traum Eventmanagerin zu werden, als Kind wollte ich Astronautin werden, aber in Physik war ich schlicht zu schlecht.“
Für den „Kosmos“ Substage ist die „Neue“ freilich eine „alte Bekannte“, denn bereits Mitte der 90er Jahre hatte Seither beim Karlsruher Musikclub ihr Studium finanziert. Als zum Studienende der gebürtigen Landauerin in der damaligen Rockröhre am Ettlinger Tor kein Job mit Perspektive zu haben war, kam ihr ein Anruf aus München von einer größeren Konzertagentur gut zupass. Seit 2005 begleitete sie von München aus Bands auf ihrer Tour und organisierte Konzerte an unterschiedlichen Orten vom kleinen Club bis zur Olympiahalle und dem Riesen-Open-Air.
Sie sammelte weltweit Kontakte und Erfahrungen, privat jedoch blieb sie in Karlsruhe verwurzelt, wo auch ihr Ehemann arbeitet und wohnt. „Ich wollte das Tourleben nicht unbedingt haben bis ich 60 bin und suchte nach einem neuen Input innerhalb der Branche“, sagt Seither, die nicht lange überlegen musste, wieder beim Substage anzuheuern, als es ihre Vorgängerin und Freundin Vivien Avena zu Anfang des Jahres nach Hamburg auf die Agenturseite zog.
Beim Substage möchte Seither neue Gruppen entdecken und dazu beitragen, stärker als bisher über den Horizont des Rock’n’Roll hinauszuschauen. Dabei wünscht sie sich, im Programm den Grenzbereichen etwa zur Elektronischen Musik aber auch anderen bisher eher randständigen Stilen zu öffnen. Als willkommener Spielwiese fiebert sie so der Eröffnung des kleineren Substage-Clubs im Obergeschoss des stein(!)grauen Domizils auf dem Alten Schlachthof entgegen. „Dort werden wir von der Kapazität her nicht so sehr unter dem ökonomischen Druck stehen und uns eher Experimente leisten können,“ sagt Seither, die Gruppen wie die amerikanischen Avantgarde-Indie-Rocker TV on the Radio, Howling mit dem Karlsruher Frank Wiedemann, Sizarr aus Seithers Geburtsstadt, aber auch die amerikanischen Überflieger Alabama Shakes ganz oben auf ihrer Wunschliste für das Substage hat.
Dass es aber beim Buchen nicht so sehr auf den eigenen Geschmack ankommt, weiß sie nur zu gut: „Es kommt darauf an, dass wir letztlich wie bisher einfach ein vielfältiges Programm für ein Publikum von jung bis alt zusammenstellen.“ Dafür muss sie auch nicht mehr allabendlich die Organisatorin geben. Ein bis zwei Mal im Monat reichen ihr, um den Faden nicht zu verlieren: „Wenn du bei den Konzerten immer nur am organisieren bist, verlierst du letztlich den Spaß daran, Musik zu genießen, und den will ich mir unbedingt erhalten.“
> Substage, Alter Schlachthof 19, Karlsruhe, 16. September, Dan Mangan, 18. September, Lord Of The Lost, jeweils 21 Uhr