Klappeauf - Karlsruhe
Archiv: 07.2015
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Stell dir vor, es ist Gipfel und keiner geht hin

Bild - Stell dir vor, es ist Gipfel und keiner geht hin
Da sage noch einer, diese Gipfeltreffen der obersten Repräsentanten der führenden Industriestaaten der Welt würden nichts bringen: Bis zur Jahrhundertwende soll die Dekarbonisierung unserer Energieversorgung, das heißt die vollständige Vedrängung der fossilen Brennstoffe, Kohle und Öl, durch erneuerbare Energien erreicht sein, erklärte unsere Bundeskanzlerin zum Abschluss des G 7-Gipfels auf Schloss Elmau. Hurra, hurra!! Die Welt ist gerettet. Und das Schöne an dieser glasklaren Aussage ist, dass man die Kanzlerin im Jahre 2100 damit konfrontieren kann, vorausgesetzt sie lebt dann noch - bei ihrer eisernen Gesundheit sollten 135 Jahre machbar sein - und ist noch in Amt und Würden, was beim eklatanten Mangel an aussichtsreichen Gegenkandidaten der SPD nicht auszuschließen ist.
Aber Scherz beiseite! Es war so wie bei den vorherigen Gipfeltreffen: Der Berg kreißte und gebar eine Maus. Die Staatschefs und ihr umfangreiches Begleitpersonal dürften die zwei Tage im Schlosshotel mit imposanter Alpenkulisse genossen haben. Für Gesamtkosten von geschätzt 200 Millionen Euro kann man schließlich auch etwas verlangen. Der größte Teil des Geldes floss allerdings in die gigantischen Sicherheitsmaßnahmen, in ein riesiges Polizeiaufgebot, in Kontrollen, Absperrungen und Sicherheitszäune, die dafür sorgten, dass die Demonstranten auf gehörigem Abstand blieben. Tatsächlich hatten die Gipfelgegner keine Chance den Spitzenpolitikern nahezukommen, auf gebirgigem Gelände gaben viele Demonstrationsgrüppchen entkräftet auf, zu Auseinandersetzungen mit den Sicherheitskräften kam es kaum. Alles ruhig an der Alpenfront. Der G 7-Gipfel lieferte die Bilder, die der Gastgeberin Merkel und der Bayrischen Staatsregierung genehm waren. Aber was hätte es eigentlich gebracht, wenn Gipfelteilnehmer und Gipfelgegner tatsächlich in Kontakt miteinander gekommen wären, welchen Erkenntnisgewinn hätte darin gelegen, wenn ein Banner mit der Forderung der Demonstranten die Schlossfassade oder das Alpenpanorama verstellt hätte? Es ist das gute Recht von Bürgern in demokratischen Gesellschaften zu demonstrieren, im Protest gegen vermeintliches Unrecht oder im Kampf für eine gute Sache auf die Straße zu gehen. Aber es gibt keine Pflicht dazu. Die Anti-Gipfel-Demonstrationen haben den Charakter einer Pflichtveranstaltung angenommen, sie gehören zum Ritual solcher Schauveranstaltungen, bilden quasi das Rahmenprogramm. Sie holen die abgehobenen Gipfelteilnehmer nicht auf den Boden der Tatsachen herunter, sondern tragen ihren Teil dazu bei, einem Scheinereignis den Anschein von Bedeutung zu verleihen. Wie wäre es eigentlich, wenn keine Demonstranten kämen, wenn über allen Gipfeln Ruh´ wäre? Der ganze sündhaft teure Sicherheitsaufwand wäre für die Katz. Hundertschaften der Polizei würden untätig herumstehen. Die Eingriffe in die Landschaft, die zwischenzeitlichen Schikanen für die Bevölkerung wären durch nichts zu rechtfertigen. Das jeden vernünftigen Rahmen sprengende Sicherheitskonzept wäre als das entlarvt, was es ist: ein Ausdruck der in den letzten Jahren grassierenden Sicherheitshysterie. Leider, leider wird es dazu nicht kommen, solche Gipfeltreffen bedienen offenbar nicht nur, das Bedürfnis von Spitzenpolitikern nach der Präsentation auf der ganz großen Bühne, sondern auch das sich selbst nicht eingestandene Verlangen von sogenannten Globalisierungsgegnern nach Höhepunkten, nach gesteigertem Medieninteresse, bei den reisefreudigen Vertretern der vermummten, gewaltbereiten Fraktion, auch genannt „der schwarze Block“, nach gepflegter Randale vor den Augen der Weltöffentlichkeit. Bei so viel Bedürftigkeit auf allen Seiten wird wohl auch weiterhin, der versprochenen Dekarbonisierung zum Trotz, jede Menge Kohle bei solchen Gipfeltreffen verbrannt. Schade drum! .