Am 28. Mai kommt der Film „Das Zimmermädchen Lynn“ in unsere Kinos. Die Vorlage dafür lieferte Markus Orths mit dem Kurzroman „Das Zimmermädchen“, dessen neurotische Titelheldin (ausgezeichnet: Vicky Krieps) süchtig danach ist am Leben der Anderen teilzuhaben, ohne daran teilzunehmen. So legt sie sich unter das Bett der Hotelgäste und verfolgt von dort unbemerkt ihr Treiben, bis sie sich in die Prostituierte Chiara, die sie bei der „Arbeit“ erlebt, verliebt. Peter Kohl sprach mit dem Karlsruher Autor über den Film
Wie kam es zur Verfilmung Ihres Buches?
Orths: Ingo Haeb, der Regisseur, hatte eine Rezension gelesen über "Das Zimmermädchen", sich dann gleich das Buch gekauft und wollte unbedingt einen Film daraus machen. Er trat an den Verlag und dann nach einer Lesung in Hamburg an mich selbst heran. Ich stehe solchen Anfragen immer offen gegenüber, weiß gleichwohl, dass sich da nur die wenigsten realisieren lassen. In diesem Fall hatten wir Glück, dass Ingo Haeb eine klare Vorstellung hatte und die Redakteurin Lucia Keuter sich beim WDR sehr für den Stoff eingesetzt hat.
Ist das Drehbuch in Kontakt mit Ihnen entstanden oder hatte Ingo Haeb dabei freie Hand?
Orths: Er hatte insofern freie Hand, als dass ich nichts absegnen musste. Dennoch hat er mir verschiedene Fassungen des Drehbuchs geschickt, und ich habe dazu Stellung genommen. Aber letztlich hat sich der Film beim Dreh dann noch einmal etwas vom Drehbuch wegbewegt.
Erkennen Sie Geist und Buchstaben ihres Buches in der Verfilmung wieder?
Orths: Das Melancholische, das Reduzierte, die Figuren von Lynn, Mutter und Chiara, die erkenne ich wieder in dem Film. Gleichwohl hat der Film einen anderen Fokus gesetzt: Mir war die Mutter-Tochter-Geschichte wichtiger, im Film steht die Lynn-Chiara-Geschichte eher im Mittelpunkt. Das ist gut so. Kein Regisseur sollte versuchen, die Gedanken und Wünsche eines Autors zu visualisieren, sondern er sollte seine eigene Vision des Stoffes auf die Leinwand bringen. Das ist Ingo Haeb grandios gelungen, wie ich finde.
ko